Als Brian De Palma 1972 „Sisters – Schwestern des Bösen“ drehte, sollte das eigentlich nur ein kurzer Abstecher in Genre-Gefilde werden. Er kam aus der akademisch-avantgardistischen Ecke; die Hitchcock-Hommage war halb Fetisch, halb Thesenpapier. Sein Riff über „Psycho“, „Fenster zum Hof“ & Co. ist zitatreich, komplex, subversiv. Ein blutiges Spiel mit Voyeurismus und US-Kinokonventionen – und dank Mediabook-Neuausgabe nun in würdiger, filmwissenschaftstauglicher Präsentation. Gegen gar zu kopfige Sprödheit hat „Sisters“ sowohl Margot Kidder selig, die ihrer Rolle als mörderischem Zwilling eine schillernde Lebendigkeit verleiht, als auch surreale Rückblenden, die ans anarchische Frühwerk De Palmas erinnern. Der Regisseur („Dressed to kill“) freilich fand bleibend Gefallen am Dekonstruieren von Blick- & Machtgefügen in schein-kommerziellem Gewand. Heut kennen ihn alle nur als Meister des (Meta-)Thrillers. wil