Der Leinwand-Maler

von Redaktion

Trauer um Filmregisseur und Oscar-Preisträger Alan Parker

VON ULI HESSE

„Ihr Lieben, wir sind kurz davor, einen neuen Film zu beginnen.“ Vor jedem Dreh richtete Alan Parker einen Brief an seine Crew, um sie mit typisch englischem Understatement einzuschwören: „Wir versuchen immer, alles zu riskieren, und mit etwas Glück schaffen wir das manchmal.“ Am Freitag ist der Regisseur nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben.

Geboren wurde Parker am Valentinstag 1944, während die deutsche Luftwaffe London bombardierte. Mit einer Schneiderin als Mutter und einem Maler als Vater wuchs er in einer Sozialwohnung im damaligen Arbeiterviertel Islington auf. Parker besuchte als erstes Kind in seinem Wohnblock ein Gymnasium und arbeitete sich hoch – vom Laufburschen in der Poststelle einer Werbeagentur zum Texter. Der Keller der Agentur stand leer, Parker nutzte ihn, um mit Film zu experimentieren. Er gründete mit dem Produzenten Alan Marshall eine Firma und drehte Hunderte von Werbeclips – das war seine Filmschule.

Schon als Texter schrieb Parker Drehbücher, die BBC lehnte allerdings alle ab. Seinen ersten Kinofilm finanzierte Parker, indem er eine Hypothek auf sein Haus aufnahm – heraus kam das Filmmusical „Bugsy Malone“ (1976) mit Kindern als Darstellern, darunter Jodie Foster. Das Drehbuch der Gangsterparodie basierte auf den Geschichten, die Parker seinen vier Kindern auf langen Autofahrten erzählte. Für ihn war es die Möglichkeit, um als Quereinsteiger in Hollywood zu landen. Und es war der Beginn einer lebenslangen Konkurrenz mit dem anderen britischen Werbefilmer und Hollywood-Regisseur, Ridley Scott.

Als nächstes machte er etwas völlig anderes: das Gefängnis-Drama „Midnight Express“ nach einer wahren Geschichte. Es folgten so unterschiedliche Werke wie „Birdy“ mit Matthew Modine und Nicolas Cage über die Folgen des Vietnamkriegs, „Pink Floyd – The Wall“, „Evita“ und „Die Asche meiner Mutter“. Und natürlich „Fame“ (1980) über das harte Auswahlverfahren und Studium an einer New Yorker Akademie für darstellende Künste. Seine Werke bekamen viele Preise: 19 britische Baftas, zehn Golden Globes und zehn Oscars zählte seine Trophäensammlung.

Alan Parker war sehr kreativ, schrieb Romane und Essays über das Making-of all seiner Filme, zeichnete Cartoons und hatte einen dicken Packen bisher unverfilmter Drehbücher in der Schublade. Vor einigen Jahren überraschte er die Filmwelt, als er seinen Ruhestand mit den Worten ankündigte: „Regisseure verbessern sich nicht im Alter.“

Stattdessen griff Alan Parker zu Pinsel und Farbe: „Es war erfrischend, selbst kreativ zu sein, ohne die Hilfe von 100 anderen Menschen“, sagte er im Interview. „Ich kann ehrlich sagen, dass die letzten Jahre, seit ich mich ganz auf das Malen konzentriert habe, die schönsten meines Lebens waren.“

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