Bei dem Namen Robert Seethaler („Der Trafikant“) steigen sofort die Erwartungen – erst recht, wenn er über Gustav Mahler (1860-1911) schreibt. Die Erzählung mit dem doppeldeutigen Titel „Der letzte Satz“ enttäuscht jedoch. Der erfolgreiche österreichische Autor (Jahrgang 1966) legt mit seinem jetzt erschienenen Text eine biedere biografische Skizze des Tonsetzers vor. Sie taugt als halbwegs unterhaltliche Vita für Einsteiger, die weder literarische Tiefe suchen noch sich von den Musik-Vexierspielen Mahlers herausfordern lassen wollen. Auf dem Deck eines Überseedampfers erinnert sich der sterbenskranke Komponist an Szenen aus seinem Leben: Karriere und Kinder, Liebe und Leid. Seethaler wagt – vielleicht aus zu viel Ehrfurcht vor Mahler – nicht, eine vielschichtige Persönlichkeit spannend auszuformen, ganz zu schweigen von deren Beziehung zur Musik. Bisweilen gibt es Ansätze dazu; sie werden aber nicht genutzt. sida