Sie war die „First Lady of Rock“. Wobei das nicht im Sinne von schmückender Präsidenten-Gattin zu verstehen ist. Suzi Quatro war tatsächlich die erste Frau, die richtig rockte. 1,52 Meter pure Power aus Detroit Motor City, schwarzer Lederanzug, kolossale Nummer-1-Hits wie „Can the Can“ oder „48 Crash“ – im Macho-Musikgeschäft der Siebzigerjahre war das unerhört, beinahe skandalös.
Die mitreißende Musikdoku „Suzi Q“ bringt ab heute das Leben der Susan Kay Quatro, die vor 70 Jahren tatsächlich mit diesem perfekten Rock ’n’ Roll-Namen geboren wurde, auf DVD. Und wer gut eindreiviertel Stunden lang über die Höhen und Tiefen staunt, versteht, warum Weggefährtin Joan Jett im Film schwärmt: „Sie war unglaublich, sie hat dir Schauer über den Rücken gejagt.“ Und das schafft Suzi Quatro, die erst 2019 ein famoses Konzert in München gab, bis heute. Erzählt wird nicht nur die Geschichte der kleinen Frau mit dem großen Bass. Dokumentiert wird auch, wie unfassbar schwer es Frauen vor einem halben Jahrhundert im Rock-Business hatten. „Die Schlipsträger bei den Plattenfirmen hatten Angst, wir könnten schwanger werden“, blickt Suzis Schwester Patti zurück.
Ab 1965 spielten die vier Quatro-Schwestern in den Bands The Pleasure Seekers und Cradle. Doch der britische Produzent Mickie Most wollte 1971 nur mit Suzi arbeiten – eine Wunde, die in der Familie bis heute nicht verheilt ist. Danach: Weltkarriere. Suzi in Leder, ein Mix aus Jane Fondas Weltraum-Vamp Barbarella und Elvis. „Und alle fragten sich, was zum Teufel ist das?“, erinnert sich die Quatro. Stars wie Alice Cooper verneigen sich hier vor dem ersten weiblichen Rockstar. „Da steht diese kleine Frau und spielt diesen riesigen, schweren Bass. Und bei ihr sieht er aus, als wäre er federleicht“, staunt Blondie-Sängerin Debbie Harry. Anfang der Achtziger ist die Party für Suzi Quatro vorbei. Sie spielt weiter live, schreibt ein Musical und Gedichte, nimmt 2019 mit Sohn Richard Tuckey das exzellente Album „No Control“ auf – und hat einen Wunsch, der sich um ihre längst verstorbenen Eltern dreht. „Für einen Tag mit meinen Eltern würde ich alles geben. Alles! Lasst mir nur eine Gitarre!“
Liam Firmager:
„Suzi Q“ (Good Movies).