Die Freiheit nimmt sie sich

von Redaktion

Claudia Koreck über ihr neues Album und das Familienleben während Corona

Mit „Es geht vorbei“ veröffentlichte Claudia Koreck die perfekte Durchhalte-Hymne für die Corona-Zeit. Auf dem dazugehörigen Video sieht man nicht nur die Familie Koreck beim Alltag, es werden auch andere Menschen in ihren vier Wänden eingeblendet, die den Refrain mitsingen, darunter Korecks Kollegen wie Hannes Ringlstetter, Christoph Weiherer und der Keller Steff. Gerade ist ihr neues Album „Auf die Freiheit“ erschienen. Wir sprachen mit Koreck, die 1986 in Traunstein geboren wurde, über die CD.

Bei dem Video zum Lied „Es geht vorbei“ kann man Ihre Kinder sehen. Normalerweise halten Sie die ja aus der Öffentlichkeit fern.

In dem Moment war jeder von uns wegen der Pandemie daheim mit seinen Kindern, und es war mir wichtig, diesen ganz normalen Wahnsinn, der für viele Familien gilt, zu zeigen. Ich konnte das natürlich nur aus der Familienperspektive zeigen. Deshalb hat es mich gefreut, dass dann bei dem Song so viele mitgemacht haben, die vielleicht allein zuhause sitzen, vielleicht auch isoliert sind.

Für viele Eltern war und ist während der Pandemie Fantasie gefragt. Im Video sieht man Sie unter anderem beim Bemalen von Surfbrettern.

Ja, das war ein Zaun für die Nachbarn. Da haben wir uns gedacht, wir machen einen Surfbretterzaun. Man muss sich ja ein wenig beschäftigen. Natürlich ist es auch schön, wenn man sich mal ganz der Familie widmen kann. Eigentlich hätte ich ja in der Zeit viele Sachen zu tun gehabt, aber beides gleichzeitig geht nicht. Und mir war klar, dass der Fokus auf daheim liegen muss und dass da keine schlechte Stimmung entsteht. Man kann ja nicht raus, das ist nicht der richtige Moment für einen großen Familienstreit. (Lacht.)

Das Songmaterial für das Album existierte bereits vor der Pandemie. Hat sich dennoch etwas geändert an der Konzeption?

Zuerst hat es sich natürlich völlig verkehrt angefühlt, in einer solchen Situation überhaupt Musik herauszubringen. Es fühlte sich an wie ein Relikt aus einem vorigen Jahrzehnt. Dann überlegte ich, dass ein Lied wie „Es geht vorbei“ vielen Menschen Kraft geben kann, um den Fokus auf eine Zeit zu legen, in der es wieder besser wird. Dabei habe ich gemerkt, dass es gerade in einer Zeit wie dieser wichtig ist, positiv zu denken. Nachdem ich das Lied „Es geht vorbei“ veröffentlicht hatte, haben mich viele Leute kontaktiert und mir geschrieben, der Song habe ihnen durch die Zeit geholfen. Das ist letztendlich auch das, was ich den Menschen mitgeben kann. Das macht ja das Liederschreiben so schön, wenn die Songs für andere Leute eine Bedeutung bekommen. Das ist sehr erfüllend. Deshalb beschlossen wir, dieses Album jetzt herauszubringen.

Verglichen mit dem Vorgängeralbum „Holodeck“ haben Sie nicht nur auf englische Liedtexte ganz verzichtet, sondern auch alles quasi daheim produziert. War das eine bewusste Entscheidung?

Das eine ergibt halt immer das andere. Bei „Holodeck“ musste ich einfach mal raus. Mir war plötzlich alles zu heimelig. Da wurde mit einem Mal alles dialektisiert. Da gab es einen Stempel für alles, was im Dialekt erschien. Das wollte ich nie. Dialekt sollte selbstverständlich sein. Deshalb dann auch einzelne Songs auf Englisch. Dies hat aber dazu geführt, dass ich gemerkt habe, wie gerne ich im Dialekt singe. Es ist einfach meine Stimme, die ich mir über Jahre erarbeitet habe. Wenn man das zum ersten Mal tut, dann klingt das zunächst eher komisch. Inzwischen ist es wie ein kleiner Schatz. Und dadurch, dass ich einmal weggegangen bin, habe ich jetzt wieder gut zurückgefunden.

Was hat Ihnen an dem Stempel, den bairische Musik bekommen hat, nicht gefallen?

Da hat plötzlich wieder dieses Klischee gegriffen. Mia Bayern trinken an ganzen Dog Bier, ess’n an Schweinsbrat’n und hock’n an ganzen Dog im Dirndl umanand. Natürlich gibt es das auch, aber eben nicht nur. Das derf sei, muass oba ned sei. (Lacht.)

Der musikalische Bogen auf dem Album ist weit: von „Vida Bonita“, das an Madonnas „Isla Bonita“ erinnert, bis hin zu Indierock…

Die Songs nehme ich zunächst ganz roh aufs Handy auf. Einfach nur Gitarre und Stimme. Ich schreibe wahnsinnig viele Lieder. Dann hat sich der Gunnar (Gunnar Graewert ist Korecks Ehemann und Produzent; Anm. d. Red.) über drei Tage die Musik angehört und ein paar Songs ausgewählt, die er toll fand. Und schließlich haben wir angefangen, daran zu arbeiten. Das ist schon ein wenig magisch, weil Gunnar und ich uns irgendwie blind verstehen. Ich kann mich ja immer nicht so genau ausdrücken, was ich mir musikalisch vorstelle. Kein anderer würde verstehen, was ich meine, der Gunnar aber schon, und er weiß genau, was dann zu tun ist.

Der Grundtenor des Albums ist flockig. War das von Anfang an klar?

Die Entscheidung war, entweder eine ganz reduzierte Platte zu machen mit Gitarre und Gesang, oder ich probiere etwas aus. Ich hatte aber einfach Sehnsucht danach, eine positive Platte zu machen, bei der man auch tanzen kann.

Das Gespräch führte Antonio Seidemann.

Konzerte:

Claudia Koreck spielt am 28. August, 20 Uhr, im Innenhof des Deutschen Museums; Karten unter Telefon 089/34 49 75. Weitere Konzerttermine in Bayern finden sich unter www.claudiakoreck.com.

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