Corona-Blues und Komik

von Redaktion

Die Zuagroaste Nicole Giesa erwanderte München und fotografierte dabei

VON KATRIN BASARAN

Für viele Menschen war der Lockdown eine schlimme Zeit. Besonders aber für die Neu-Münchnerin Nicole Giesa (Foto: Getty). Zum Jahreswechsel war die Managerin und PR-Agentin von Stars wie Wotan Wilke Möhring aus Berlin an die Isar gezogen. Ein schwerer persönlicher Verlust, der Unfalltod ihres aus München stammenden Verlobten, hatte sie die Zelte in der Hauptstadt für immer abbrechen lassen. Neu in der durch Corona verwaisten Stadt – was tun? Die 47-jährige Unternehmerin, schon immer begeisterte Fotografin, beginnt zu laufen. Immer mit dabei ist ihr wacher Blick fürs Detail und ihre kleine Kamera, mit der sie Fassaden, Straßen, Plätze aber auch kleine Szenen und Augenblicke dieser surrealen Zeit einzufangen weiß. Ihre Bilder sind derartig eindrucksvoll, dass daraus eine Ausstellung entstanden ist: „Lost but found in Munich Muc – Münchner Augenblicke von Nicole Giesa“ in der Galerie The A Collective im Münchner Hofgarten.

Mehr als 800 Kilometer ist Giesa durch die plötzlich leise, leere Metropole gegangen: „Anfangs war ich wie eine Getriebene, bin einfach losgelaufen, vielleicht auch weggelaufen“, erzählt sie. „Ich wollte den Kopf mit neuen Bildern füllen.“ Und dann begannen beim Fotografieren die kleinen Wunder: Ihr Blick schärft sich für das Lebendige, das Außergewöhnliche in diesem neuen, seltsamen Alltag. Und sie beginnt zu genießen: „Der Lockdown bot mir die Möglichkeit, mir die Stadt zu erwandern – nie hatte ich so viel Zeit dafür.“ Sie hält die junge Sonnenanbeterin auf der Fensterbank fest, den Maler auf dem einsamen Viktualienmarkt. Sie fotografiert rosa Häuserfassaden, Graffitis, Spiegelungen, prächtig herausgeputzte Schaufenster in einsamen Prachtstraßen. Und sie begegnet Menschen, wie dem Immobilienverwalter im feinen Zwirn, der in einem Brunnen Erdbeeren wäscht und für seinen Enkel Kronkorken sammelt. Dem, wie er selbst sagt, „oberbayerischen Anarchisten, Poeten und intellektuellen Vagabunden“ Josef Jaud, der auf der Straße lebt. Oder dem herzlichen Müllmann, der sich extra für sie in Positur setzt.

Später sucht sie nach ihm, weil sie ihn zur Vernissage einladen will – und die Stadtverwaltung half ihr dabei. Sie habe sich München „erwandert und erwundert“, so Giesa sagt. „Ich bin begeistert von dieser Vielfalt, das Bunte ist so wunderbar. Aber man sieht halt auch immer, was man sehen möchte.“ Ihre Bilder veröffentlicht sie auf ihrem Instagram-Account und gewinnt dort stetig an Fans. Kann sich Nicole Giesa das erklären? „Hier ist nichts inszeniert, nichts retuschiert. Ich liebe es aber, mit Farben, Kontrasten und Licht zu spielen und so den Moment zu intensivieren.“

Mancher schreibt, er habe seine Stadt noch nie so gesehen. Andere gestehen, morgens nach neuen München-Motiven von Nicole Giesa zu sehen, gehöre für sie zu einem lieb gewordenen Ritual. Als sie Freunden und Bekannten, darunter etliche Promis, ihre Bilder zeigt, bestärken diese die Hobbyfotografin, nicht nur weiterzumachen, sondern über eine eigene Ausstellung nachzudenken. Und so kam es. „Das ist ein Geschenk“, sagt sie selbst. Rund 60 Werke sind in der Galerie am Hofgarten zu sehen, wer will, kann sie auch käuflich erwerben. Zwischen 200 und 980 Euro kosten sie in streng limitierter Stückzahl. Die Wanderungen mit der Kamera haben ihr geholfen, in München anzukommen – und ihr neues Zuhause zur Heimat werden lassen.

Bis 29. August,

werktags 9–18 Uhr und abends und am Wochenende nach Absprache unter Telefon 0151/25 22 87 53 oder unter info@publics-pr.de; Galeriestraße 6a.

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