Vielleicht können wir das aus der vermaledeiten Corona-Zeit mitnehmen: pünktlicher Beginn, kein künstliches Herauszögern des längeren Getränkeverkaufs wegen und stattdessen: Fokus aufs Programm. So wie gestern Abend im Innenhof des Deutschen Museums, wo Sasha im Rahmen von Eulenspiegels Flying Circus in die Manege sprang. Das tut er heute Abend wieder, Restkarten gibt es noch. Wer hingeht, kann sich auf ein intimes Konzert des relativ frisch gebackenen Vaters freuen.
Tatsächlich hat das alles etwas von Familienfest. Oder Pausenhof-Konzert. Herzlicher Empfang der Band, aufgeregtes Warten auf den Teenie-Schwarm, der – zugegeben, ein bisschen älter, ein bisschen stämmiger, aber das innere Kind in ihm noch ganz und gar lebendig – im lässigen Hawaiihemd loslegt.
Der erste Song gibt die Tonart vor: „Good Days“. Als der Applaus einsetzt, grinsen er und seine Bandkollegen bis über beide Ohren: „Oh, ist das schön – ich vermiss’ das so!“ Deshalb geht Sashas mehrfacher Dank an diesem Abend an Till Hofmann. Sonderapplaus für den Kulturveranstalter, der diese wunderbaren Sommerkonzerte unter freiem Himmel möglich macht. „Danke, Till, dass wir mal wieder live spielen können, einfach ein Stündchen den Kopf aufschalten.“
Auf dass es ein Abend wird, den man festhält wie ein „Polaroid“. Noch so ein Song, der ganz gut zur derzeitigen Situation passt. Überhaupt hat der Sänger in den vergangenen Monaten gemerkt, dass er recht viele Lieder geschrieben hat, die zu Corona, Lockdown und veränderten Lebensbedingungen passen. „Lasst euch überraschen“, meint er grinsend. Stimmt. „Slowly“ zum Beispiel. Oder „I feel lonely“ – selten hat ein einsamer Mensch so fröhlich geklungen. Da kommt Reggae-Stimmung auf. Wenn er dann auf Jamaika-Rapper macht, fühlt man sich auch ohne Flugreise wie 2000 Kilometer in den Süden versetzt. Der 48-Jährige spricht nicht nur für sich und seine Bandmitglieder, wenn er sagt: „Das heute ist unser Glückstag!“ – „Lucky Day“.
Nach einem Plädoyer fürs Zusammenhalten – „Lichterketten“ – , bei dem man endlich einmal wieder Taschenlampen im Nachthimmel kreisen lassen kann, fangen sie zum Medley aus „Rooftop“ und „This is my Time“ endlich alle an zu tanzen. Da ist das Konzert schon fast zu Ende. Wie schade. Doch vom Sasha-Dauerbrenner „If you believe“, der auch beim 28462. Hören noch berührt, lassen sie sich nach Hause begleiten. Durch die Dunkelheit. Die plötzlich ein bisschen heller wirkt.