Rossini statt Strauss – und das in Garmisch-Partenkirchen. Nach endlosen Beratungen des Gemeinderats im Olympiasaal entschied sich das Gremium mit klaren Mehrheiten für ein Grobkonzept, das die neugegründete GaPa Kultur gGmbH erarbeitet hatte. Es trägt den Arbeitstitel „Musiksommer Garmisch-Partenkirchen“. Zentrales Thema der heftigen Debatte war das krisengebeutelte Richard-Strauss-Festival beziehungsweise die Frage, wie es damit weitergehen soll. Die renommierten Festspiele zu Ehren des berühmten Komponisten, der im Kreisort lebte, sind heuer coronabedingt ausgefallen und erwiesen sich in finanzieller Hinsicht als Fass ohne Boden. Schließlich zog sich auch noch der Künstlerische Leiter und Dirigent Alexander Liebreich zurück (wir berichteten).
Die Gemeinde will weg von der alleinigen Strauss-Pflege. Vielmehr sollen unter der Federführung der besagten gemeinnützigen GmbH – Gesellschafter sind der Markt und GaPa Tourismus – unterschiedliche Veranstaltungen unter einem Dach vereint werden. Ein buntes Programm für jedermann wird angestrebt. Beschlossen ist der Musiksommer vorerst nur für 2021. Angedacht ist eine Rückkehr zum kleineren und günstigeren Format der Richard-Strauss-Tage an einem verlängerten Wochenende im Juni. Daneben soll es Hermann-Levi-Tage (Juni oder Juli) und ein Wochenende für Gioachino Rossini (Mitte September) geben. Außerdem sollen heimische Musiker eine Bühne finden.
Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU), Michael Gerber, Chef von GaPa Tourismus, und Dominik Sedivy, Leiter des Richard-Strauss-Instituts, plädierten leidenschaftlich dafür, diesen Weg einzuschlagen. Doch es wurde auch Kritik laut. Das Richard-Strauss-Festival sei etwas „Einmaliges“ gewesen, erklärte die Neu-Gemeinderätin Ulrike Bittner-Wolff (SPD) – und werde nun mit dem Kurswechsel „beerdigt“. Und der Grünen-Sprecher Stephan Thiel warnte: „Wir sollten sehr vorsichtig sein. Wir müssen uns überlegen: Was ist uns unsere Kultur wert?“ Doch Thiels Spontanantrag, auszusetzen, wie es die Passionsspiele in Oberammergau 2021 tun, einen Künstlerischen Leiter einzustellen und mit diesem ein Konzept für 2022 zu erarbeiten, fiel durch.