Gehandelt wurde er einst als legitimer Nachfolger von Vladimir Horowitz. Doch dann kam die Nacht des 22. März 1996: Der gefeierte Pianist Josef Bulva, auf Familienbesuch in seiner Heimatstadt Brünn, rutschte auf eisglatter Straße aus, versuchte den Sturz abzufangen – doch eine Glasscherbe durchtrennte Sehnen und Muskeln seiner linken Hand. Bulva (Foto: Heinz Weißfuß) begann eine Karriere als Finanzexperte, ging nach Monaco und lebte von diesem Zweitberuf mehr als gut. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Wahl-Münchner am 12. August im Alter von 77 Jahren in Monaco gestorben. Bulvas dortiges, musikfernes Wirken dauerte seinerzeit nicht übermäßig lang. Es geschah nämlich ein Wunder: Ein Chirurg stellte die Funktionsfähigkeit von Bulvas linker Hand wieder her. Der Künstler mit der luxemburgischen Staatsbürgerschaft gab Konzerte, nahm CDs auf, logierte auf Dauer im Bayerischen Hof in München, konnte jedoch nie die Weltkarriere machen, die ihm einst prophezeit worden war. Erst kürzlich erschien noch ein Album mit Sonaten von Beethoven, Skrjabin und Martinů. th
Bariton Michael Volle liebäugelt angesichts der Corona-Krise mit einer Sänger-Gewerkschaft. „Es ist eine große Tragödie, dass es in unserem Genre ganz viele geben wird, die das nicht überleben werden“, sagte er dem „Nordbayerischen Kurier“. Selbstständige Sänger hätten keine Lobby, jeder kämpfe für sich allein. Eine Gewerkschaft sei daher nicht falsch. „Es wäre für alle einfacher, wenn man einen allgemeingültigen Vertrag hätte wie bei Orchestern und Chören“, sagte Volle. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen tritt er an diesem Sonntag auf der Seebühne in Bayreuth auf. Sie werden begleitet von 29 Mitgliedern des Festspiel-Orchesters.
Daniel Barenboim will sich mit Streaming-Alternativen zu Live-Konzerten und Opern vor Publikum auf Dauer nicht arrangieren. „Uns droht sonst ein geistloser Zeitgeist“, sagte der Pianist und Dirigent. Er könne zwar die Einschränkungen wegen der Pandemie nachvollziehen. Viele Regelungen finde er aber widersprüchlich und irritierend. Barenboim, der vor 70 Jahren mit sieben Jahren in seiner Heimatstadt Buenos Aires sein erstes Konzert gab, trat in den vergangenen Wochen immer wieder vor einer kleinen Zahl von Zuhörern auf. „Es erinnert mich an die Zeit, als mir als Kind auch nur wenige Leute zuhören wollten“, sagte er im Scherz. Als Erinnerung an seinen ersten Auftritt zeigt die Streaming-Plattform Arte Concert am Montag, 20.30 Uhr, den Jubiläumsauftritt Barenboims bei den Salzburger Festspielen.