Ein fröhliches Buch ist „Der rote Apfel“ wirklich nicht. Das lassen schon die roten Flecken erahnen, die auf dem Cover glänzen. Es geht um einen Serienmörder und dessen schwere Misshandlungen in der Kindheit. Aber wie in dem Beatles-Song „Maxwell’s Silver Hammer“, der in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, kommt das Grauen harmlos und liebenswürdig daher. Die südkoreanische Autorin Mi-Ae Seo erzählt von einer Kriminalanalystin, die Gespräche mit einem Massenmörder führt, der mittlerweile im Knast sitzt. Das erinnert anfangs arg an „Das Schweigen der Lämmer“. Doch dann gewinnt der Psychothriller durch das Auftauchen der plötzlich verwaisten und traumatisierten Stieftochter der Ermittlerin eine ganz eigene Dynamik. Seo erzählt bewusst bedächtig, dafür mit genauen Schilderungen des südkoreanischen Alltags und der dort üblichen gesellschaftlichen Konventionen. ulf