In einem Reihenhäuschen in der Nähe des Waldrands wohnt eine aufgeweckte Zehnjährige mit ihrer Familie. Von außen wirkt alles harmlos und beschaulich – wäre nicht der Vater ein tumber Trunkenbold, der lieber zur Jagd geht, als sich um das Mädchen und ihren kleinen Bruder zu kümmern. Die Mutter, vom Vater regelmäßig verprügelt, verharrt in Opferhaltung und bietet keinerlei Hilfe. Das bis zum Schluss namenlose Kind beobachtet die Brutalität nüchtern und distanziert. Der Wunsch, dem Zuhause zu entfliehen, damit das „wirkliche Leben“ endlich beginnen kann, wird immer drängender. Über einen Zeitraum von fünf Jahren erstreckt sich dieser wüste, blutige, schonungslose und großartige Roman der belgischen Schauspielerin und Autorin Adeline Dieudonné. Ihre unkonventionelle Geschichte eines Erwachsenwerdens in monströsem Umfeld ist virtuos erzählt und bleibt lange im Gedächtnis. ulf