Nicht nur Mozart-Symphonien, auch solche von Haydn rücken in Corona-Konzert-Programmen ins Zentrum. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks startete am Donnerstagabend im schütter besetzten Herkulessaal in die neue, so ganz anders als geplante Saison – mit Haydns G-Dur-Symphonie op. 88 und mit Beethovens erstem Klavierkonzert in C-Dur, selbstverständlich mit dem heurigen „Artist in Residence“: Igor Levit.
Lässig und mit einem Schmunzeln im Gesicht ruft der Pianist „seinen“ Beethoven ab. Dennoch beschleicht dabei niemanden das Gefühl, hier schöpfe der Beethoven-Spezialist im Beethoven-Jahr lediglich aus der Routine. Vielmehr weiß Levit immer wieder zu überraschen mit ausgefeilter Agogik und kontrastreicher Dynamik. Er lässt die Läufe auf- oder abwärts perlen, die Triller sprühen, stellt Gesangliches heraus oder lädt die Kadenz mit knisternder Vitalität auf und rockt das Finale mit zugespitzten rhythmischen Kapriolen.
Dabei offenbart sich, wie ausgezeichnet Solist, Dirigent und Orchester miteinander harmonieren. Vor allem im Largo spinnen sie, sich gegenseitig inspirierend, ihre Gedanken und führen Zwiesprache. Riccardo Minasi, erstmals am Pult einer kleinen, feinen Besetzung der BR-Symphoniker, versteht sich darauf bestens und die Solo-Klarinette auch.
Der in der Alten-Musik-Szene sozialisierte Minasi agiert als temperamentvoller Ganzkörper-Dirigent ohne Stock, der speziell im Kopfsatz von Haydns C-Dur-Symphonie auf seine Kosten kommt. Er hüpft und springt, animiert die Streicher und lässt das Holz herrliche Farben setzen – ganz wie es zu dieser turbulenten Musik passt. Dass Minasi auch anders kann, beweist er im Largo mit ruhigen Phrasen, die er sanft ineinanderschlingt und gelegentlich mit brodelnden Akzenten aufmischt. Dem deftigen Menuett folgt ein bei aller Rasanz elegantes Finale. Helle Begeisterung beim Publikum.