Als Kai und Thorsten Wingenfelder 1986 in Hannover die Rockband Fury in the Slaughterhouse gründen, gibt es im Fernsehen tatsächlich noch Sendeschluss und Testbild. 22 Jahre und vier Millionen verkaufte Alben später lösen sich die Furys auf. Nun legen die Brüder mit „SendeschlussTestbild“ ihr sechstes deutschsprachiges Album vor – das mit dem Titelsong erstklassig beginnt. Elektroniksound und Zitate von Uwe Barschel bis „Fliegenschiss“-Gauland ergeben ein eindrucksvolles Statement gegen Populismus. Und das schunkelige „Aragona“ ist die norddeutsche Variante von Wandas „Bologna“. Leider dominiert ansonsten recht beliebiger Poprock mit Erbauungstexten à la Max Giesinger: „Wenn du den Weg im Dunkeln nicht mehr findest, und es kommt kein Licht.“ Wer Ben Zucker und Matthias Reim mag, findet hübsche Ohrwürmer auf der Platte, die auch zu Silbereisens „Schlagerbooom“ passen würden. Das ist nicht verkehrt – für die Erben einer der erfolgreichsten deutschen Rockbands aber deutlich zu wenig. jh