„Monsieur Vénus“ heißt der Roman aus dem vorvorigen Jahrhundert, der jetzt erstmals auf Deutsch vorliegt. Rachilde ist die Autorin. Als junge Frau erwarb sie beim Pariser Polizeipräsidium die Erlaubnis, sich als Mann zu kleiden und behauptete, „nach dem Diktat von Geistern“ zu schreiben. Diese Selbstinszenierung gestattete der 24-Jährigen, die frivolsten Fantasien in Literatur zu verwandeln. „Wahrhaftig, meine Damen, ich bin hingerissen“ – von den „wundervollen Gesichtszügen des Rothaarigen, den die gleißende Helligkeit der Beleuchtung blond wie eine Venus von Tizian erscheinen ließ“. Raoule de Vénérande, die begehrteste Partie von Paris der 1880er-Jahre, präsentiert dem Adel ihre skandalöse Eroberung, den 20-jährigen Gossen-Knaben Jacques Silvert. Aber nicht als Frau, sondern als ihr Geliebter und schließlich Ehemann macht sie sich den Schönen zu ihrer Bettgenossin und Untertanin. Leidenschaftlich und lebensgefährlich. Ein kleines Meisterwerk voller Delikatesse, Geschmack und Esprit. ltz