Das ist schon lässig. Da wird man zu einem privaten Abendessen geladen – und bringt seine Messer gleich selbst mit. Nicht die billige Massenanfertigung. In diesen Zeiten, in denen man es sich vornehmlich zu Hause gemütlich machen muss, ist Großmutters Lieblingsspruch wieder en vogue: „Es sollt’ halt schon was Schickes sein.“
Das edle Besteck-Futteral von 1570 würde der Omama ganz bestimmt gefallen. Wer ab morgen die Highlights Kunstmesse in der Münchner Residenz besucht, kann das Renaissance-Stück gleich im Eingangsbereich bestaunen. Von außen sieht es aus wie ein glänzender Fisch. Doch wer den ledernen Kopf auf Höhe der Kiemen öffnet, entdeckt sechs Leder-Einlagen. Gemacht für die sechs dazugehörigen Messer. „Damit konnte man im 16. Jahrhundert bei jeder Gesellschaft für Überraschung sorgen“, sagt Georg Laue von der Georg Laue Kunstkammer (München/London), der das Wunderobjekt anbietet. Bevor aber Omi das Scheckheft zückt, weist die Enkelin sie dezent auf den Kostenpunkt hin: 160 000 Euro. Große Kunst hat ihren Preis.
Soll sie auch haben. Und selbst wenn man sich keines der Werke, die vom dreistelligen bis in den Millionen-Euro-Bereich gehen, leisten kann, hat man seine Freude beim Erkunden der einzelnen Stände. Denn das Schöne an dieser hochkarätigen Messe ist Jahr für Jahr: So bunt zusammengewürfelt, genre- und epochenübergreifend, findet man Spitzenklasse-Kunst selten an einem Platz versammelt. Man kann von einer Pinakothek zur nächsten und weiter ins Lenbachhaus hüpfen (was sich unbedingt empfiehlt!) – den Rundumschlag an einem Platz bekommt man hier. Inklusive begeisterter Händler, die naturgemäß wissen, wie man die Schätze präsentiert.
Eine dieser leidenschaftlichen Kunstvermittlerinnen ist Ira Stehmann von Ira Stehmann Fine Art (München). Die Peter Lindbergh-Ausstellung in der Kunsthalle München von 2017 noch in guter Erinnerung, könnte man hier glatt ein Kate-Moss-Porträt für 35 000 Euro erstehen, das der Meisterfotograf einst für die „Vogue“ geschaffen hat. Gleich daneben hängen die zeitgenössischen Arbeiten des spanischen Künstlerduos Albarrán Cabrera: Pigmentdrucke auf Blattgold. Ein von ihnen selbst entwickeltes Verfahren. Der Einfluss Japans auf diese außergewöhnlich strahlenden Bilder ist unverkennbar. Zu haben sind sie bereits ab 1800 Euro. Ungeheuer, dieses Leuchten, dieses vitale Schimmern in den landschaftlichen Motiven. Kirschblüten, ein Sonnenaufgang über einem Bergmassiv oder Kois im Wasserbecken. Die farbigen Karpfen sind in Japan ein Symbol für Glück. Auch das: zu jeder Zeit en vogue.
Vom 22. bis 25. Oktober
Die Highlights kann man am
22. Oktober von 10-22 Uhr und vom 23.-25. Oktober von 10-19 Uhr in der Residenz (Eingang Kaiserhof) besuchen. Um Wartezeiten zu vermeiden und den Corona-Regelungen zu entsprechen, wird darum gebeten, sich vorher online unter www.munichhighlights.com zu registrieren.