Laut werden

von Redaktion

Am Samstag gilt: „Aufstehen für Kultur“

VON TOBIAS HELL

Nachdem einzelne Künstlerinnen und Künstler in den vergangenen Monaten wiederholt versucht haben, auf ihre Situation aufmerksam zu machen, soll es am Samstag um 12 Uhr auf dem Münchner Königsplatz endlich laut werden. Unter dem Motto „Aufstehen für Kultur“ will man dann für die Zukunft eines von vielen Menschen immer noch unterschätzten Wirtschaftszweigs demonstrieren, der mit 130 Milliarden Euro pro Jahr zu den umsatzstärksten der Republik zählt. Dessen Beschäftigte wurden bislang zwar mit gut gemeinten, aber wegen „weltfremder Förderkriterien“ und „bürokratischer Hürden“ meist nur wenig effektiven Hilfen bedacht.

Eine Situation, die sich für Veronika Stross, Initiatorin der Demo, dringend ändern muss. Keiner ihrer Mitstreiter leugnet beim Pressegespräch das Virus oder die Infektionszahlen. Doch mangelt es ihnen seitens der Politik an Ideen, den Kunstschaffenden mehr Optionen zu geben als Hartz IV. „Was momentan am meisten fehlt, ist die Planungssicherheit.“ Obwohl Pilotversuche an Staatsoper und im Gasteig gezeigt hätten, dass die Hygienekonzepte Erfolg haben. So fordert auch der Musiker Tobias Melle keine Sonderregeln, sondern lediglich eine längst überfällige Gleichbehandlung mit der Gastronomie: „Am Nockherberg dürfen 600 Leute essen, aber wenn ein Kabarettist dazukommt, müssen 400 von ihnen den Saal verlassen. Das ist einfach absurd!“

Warum es so lange gedauert hat, um an einem Strang zu ziehen, ist für den auch im Stadtrat aktiven Liedermacher Roland Hefter leicht erklärt: „Künstler sind von Natur aus keine Jammerer. Wir sind es gewohnt, dass es mal ein paar Monate schlecht laufen kann.“ Dass die Kultur auf der Prioritätenliste des Ministerpräsidenten ganz unten angesiedelt scheint, hat sich nicht nur für Hefter von anfänglicher Vermutung zur traurigen Tatsache gewandelt. „Aber auch Politiker gehen abends nach Hause, schauen sich einen Film an oder hören Musik. Da sollte einem bewusst sein, dass auch das zur Kultur zählt.“

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