Von wegen Solidarität in Corona-Zeiten: Max Czollek, Lyriker und politischer Essayist, zerpflückt eine deutsche Lebenslüge der vergangenen Monate. Um die Beschaffenheit unserer Gemeinschaft geht es in seinem mit Verve hingelegten Einwurf, um Abschottung, um alles, auf das Czollek mit „radikaler Vielfalt“ reagieren und dafür auch die „künstlerische Brechstange“ ansetzen will. Wie in seiner vorausgegangenen Streitschrift „Desintegriert Euch!“ stößt sich Czollek am nationalen Selbstverständnis – und an den Denkkontinuitäten seit dem 19. Jahrhundert. Ein einseitiges, unreflektiertes „Gedächtnistheater“, zu dem man gern die jüdischen Bürger heranziehe, wird gegeißelt. Dass „Gegenwartsbewältigung“ keine wissenschaftlich hundertprozentig verankerte Studie ist, weiß Czollek selbst. Seine Polemik trifft dennoch ins Schwarze. th