Liebe zur Kunst

von Redaktion

Die Münchner Symphoniker feiern den 75.

VON ANNA SCHÜRMER

Während die Angst vor einem neuerlichen Lockdown umgeht, haben sich die Münchner Symphoniker zurückgemeldet. Am Eingang zum Herkulessaal werden vorsorglich schwarze Mund-Nasen-Bedeckungen mit dem Schriftzug des Klangkörpers verteilt, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert: Merchandising in Zeiten der Krise – und um krisenhafte Zeiten kreist auch das Programm.

Die „Stunde Null“ 1945 markiert die Gründung des Orchesters – jenes Jahr, in dem US-Komponist Aaron Copland sein Pulitzerpreis-prämiertes „Appalachian Spring“ fertigstellte: ein Werk, das in verträumten Schichtungen, verspielter Expressivität und folkloristischen Anklängen die Werte amerikanischer Freiheit vermittelt. Der Umfang der Suite für 13 Instrumente ist geeignet für eine Corona-konforme Platzierung des Ensembles, die sich hier tatsächlich als musikalisch wertvoll erweist – indem der elegante Maestro Kevin John Edusei die solistischen Passagen der vereinzelt spielenden Instrumentalisten als Fanale isolierter Kooperation inszeniert.

Weniger gut gelingt das bei Ludwig van Beethovens größer angelegtem fünften Klavierkonzert, das 1809 unter dem Eindruck der napoleonischen Bedrohung Wiens entstand. Der freiheitsliebende und kämpferische Geist des Zusammenhalts, der hier mit künstlerischen Mitteln ausgedrückt wird, verliert in der kleineren Besetzung an Kraft, gegen die der große Steinway übermächtig wirkt. Das liegt nicht am brasilianischen Solisten Fabio Martino, der seine Talente zwischen virtuosem Feuer und romantischem Gefühl durchaus gekonnt ausspielt.

Besser zur Geltung kommen diese in seiner Zugabe – Alberto Ginasteras „Danza del gaucho matrero“: Der temperamentvolle Höllenritt eines Cowboys genügt nicht nur den aufführungspraktischen Anforderungen der Pandemie, sondern er zelebriert auch die Liebe zur Kunst in Zeiten der Isolation.

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