„Wir brauchen Sonderkonditionen“

von Redaktion

Bayerns Intendanten schreiben an Ministerpräsident Söder

VON MICHAEL SCHLEICHER

Der wichtigste Satz dieses offenen Briefes steht am Ende des ersten Absatzes: „Bisher hat es keine nachweisliche Infektion durch einen Theaterbesuch gegeben“, schreiben die Intendantin und die Intendanten von Bayerns großen Theatern an Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Dennoch fürchten sie um ihren Spielbetrieb, sollte der Inzidenzwert 100 übersteigen.

Unterzeichnet ist das prägnante Schreiben, das am Freitagnachmittag an die Staatskanzlei ging, unter anderem von Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, Andreas Beck, Chef des Bayerischen Staatsschauspiels, Josef E. Köpplinger vom Staatstheater am Münchner Gärtnerplatz sowie von Nürnbergs Staatsintendant Jens-Daniel Herzog und Augsburgs Theaterchef André Bücker. Doch die staatlichen Häuser bleiben in dieser Sache nicht unter sich, vielmehr gibt es einen breiten Schulterschluss: Barbara Mundel, die neue Intendantin der Münchner Kammerspiele, unterstützt den Aufruf ebenso wie Volkstheater-Chef Christian Stückl, Max Wagner vom Kulturzentrum Gasteig und Kleinkunst-Ermöglicher Till Hofmann, der stellvertretend für die gesamte freie Szene im Freistaat unterzeichnete. Ihr aller Appell an Söder: Dass weiterhin vor mindestens 200 Menschen gespielt werden darf – im Nationaltheater und in der Philharmonie, wo derzeit wie berichtet der zweite Durchgang eines Pilotversuchs läuft, vor 500 Menschen: „Alles andere bedeutet eine Existenzbedrohung für alle Bühnen in Bayern.“

Die Kulturschaffenden haben gute Argumente auf ihrer Seite, vor allem die „nachweislich greifenden Hygienekonzepte“. So werde der Mindestabstand von 1,50 Meter sowie der Frischluftaustausch im Zuschauerraum in allen Häusern gewährleistet. Deshalb endet der Brief mit der Forderung: „Wir brauchen Sonderkonditionen für unsere besondere Kunst.“ Die Staatskanzlei wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung zu dem offenen Brief nicht äußern.

Am Wochenende erreicht der Protest auch die Straße: Um auf ihre schwierige Lage aufmerksam zu machen und die Politik aufzurütteln, demonstrieren die Kulturschaffenden des Freistaats an diesem Samstag von 12 Uhr an auf dem Münchner Königsplatz. Weitere Informationen gibt es unter www.aufstehenfuerkultur.de.

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