Alles, einfach alles schreit „Neunziger“ an diesem Album: der ungriffige Bandname, der flüchtige Nichtgesang des Un-Frontmanns, die analog-digitalen Spielereien im Hintergrund, die halligen Krach-Gitarren, die komplex durchdachten Rhythmen. Man meint fast, Seitenscheitel und Trainingsjacken wahrzunehmen. Für Spätergeborene, die keine Assoziationen dazu haben: Es handelt sich um Indie an der Grenze zum Alternative Rock, mit Herz und Verstand geschrieben und mit Liebe aufgenommen. Das dritte Album der Nürnberger Hannes Neunhoeffer, Florian Dzialjo und Jonas Hauselt ist in aller Ruhe und Abgeschiedenheit entstanden und erscheint jetzt pünktlich zum Zehnjährigen der Band. Es zeigt eine Gruppe, die sich auskennt im Spuren-Schichten. Und, wichtiger, eine, die gekonnt träumerische Melodien zwischen flirrenden Harmonien versteckt. cu