Entspannter Zugang zu den Stars

von Redaktion

Die Münchner Leica Galerie zeigt in „Exposed“ Werke von Bryan Adams in Originalabzügen

VON ZORAN GOJIC

Alternde Rockstars geraten durch die verhängnisvolle Verkettung aus zunehmender Freizeit und nachlassendem Interesse am Musikgeschäft oft in die potenziell riskante Situation, die Kreativität auf anderen kreativen Gebieten auszuleben. Manche keltern Wein (Sting) oder brennen Whiskey (Dylan) und einige treten als Coverbands ihrer selbst auf (Queen). Andere spielen in Filmen mit (Meatloaf) oder werden zu Restauratoren ihres eigenen musikalischen Vermächtnisses (Page). Und ganze Hundertschaften haben die Malerei für sich entdeckt – oder in Einzelfällen das Schmieden von Gartentoren aus Altmetall (wieder Dylan). Nicht immer ist immer alles gleich gut gelungen, um es mal so zu sagen.

Beim kanadischen Barden Bryan Adams wäre es ungerecht, die Leidenschaft für Fotografie als Spielerei eines gelangweilten Millionärs abzutun. Zum einen hantiert Adams bereits seit Teenager-Tagen mit der Kamera, und zum anderen hat er mehrfach bewiesen, dass er Ahnung davon hat, Menschen auf Film zu bannen. Seine Arbeiten sind regelmäßig ausgezeichnet worden. Wer nachprüfen will, ob zu Recht, kann das nun in München in der Leica Galerie tun. In der Ausstellung „Exposed“ sind Fotos von Adams in großen Originalabzügen zu sehen, und man erkennt schnell, dass der mittlerweile 61-Jährige ein gutes Auge und einen wiedererkennbaren Stil hat.

Adams Sujets sind oft die Schönen und Berühmten aus Film und Musik, was nicht verwundert, man läuft sich eben öfter über den Weg. Das Privileg, Legenden wie Mick Jagger oder Ben Kingsley persönlich zu kennen, nutzt Adams für seine Arbeit. Weil er eben nicht nur irgendein Fotograf ist, sondern ein Kollege, der weiß, wie merkwürdig es ist, ständig für Aufnahmen posieren zu müssen, hat er einen besonderen Zugang zu den Stars. Der melancholische Ausdruck des Hollywood- Wracks Mickey Rourke wirkt nicht gestellt, und der unergründliche Blick von Amy Winehouse direkt in das Objektiv erscheint nicht inszeniert. Natürlich inszenieren sich Profis wie Pink oder Sean Penn gekonnt, ohne etwas preiszugeben. Aber immer mal wieder sind erstaunliche Porträts zu entdecken, etwa jenes Foto, auf dem die ewige Model-Nymphe Kate Moss tatsächlich wie eine Frau aussieht.

Das Meisterstück ist aber jenes Bild, auf dem eine freundliche ältere Dame neben offenkundig gerade im Garten getragenen Gummistiefeln in das Objektiv lächelt. Völlig ungekünstelt. Eine Frau, die sich in dem Moment gerade sehr wohl fühlt. Es ist Elizabeth II., die Königin von England. Glühende Monarchisten oder Bryan-Adams-Fans können das Foto für einen fünfstelligen Betrag erwerben. Etwas günstiger gibt es auch ein paar Akte, die ästhetisch ansprechend geraten, aber nicht furchtbar originell sind.

Bis 31. Januar,

Leica Galerie, Maffeistraße 4, München; Mo.-Sa. 10-19 Uhr.

Artikel 4 von 6