In den Museen geht seit dem Lockdown nichts mehr. Aber die Galerien dürfen geöffnet bleiben. Und das sollte man nutzen! Denn die Präsentationen sind absolut sehenswert (bitte kurzfristige Änderungen online überprüfen). Eine Auswahl aus München.
Galerie Knust Kunz
Mit der „Lizenz zum Töten“ wurde nur James Bond ausgestattet. Genau das Gegenteil davon ist die „Lizenz zum Träumen“, die Ann Ray allen vergönnt: Mit ihren fantastischen Fotografien in der Galerie Knust Kunz verführt sie in eine Welt, die nicht minder glamourös, aber ungleich poetischer, beflügelnder und damit positiver ist als die des Agenten 007. Modefans ist die französische Fotografin ein Begriff. Alle anderen ködert sie mit brillanten, verführerischen, hochästhetischen Aufnahmen, die alles zusammenbringen, was Kostüme, Oper und Tanz zu bieten haben. Sich bauschende Kleider im Windtunnel, Roben mit der Magie von M. C. Eschers optischen Täuschungsbildern, geflügelte Menschen entführen in großen Schwarz-Weiß-Formaten in eine theatrale Opulenz.
17 Jahre Zusammenarbeit mit der Pariser Oper, 13 Jahre Kooperation mit der Metropolitan Opera in New York haben die Künstlerin zur Beobachterin und auch zum Teil der Inszenierungen werden lassen. Von 1997 bis zu seinem Tod 2010 porträtiert sie Lee Alexander McQueen, den legendären Modeschöpfer, und sorgte damit für Furore. Für die Münchner Ausstellung kam Ann Ray extra aus Paris eingeflogen und brachte auch einige weitere Facetten ihres Werkes mit: Collagen und nostalgische Porträt-Drucke sowie die stillen Seiten der Bühnen-Traumfabrik. Bis mindestens 28. November, Do. und Fr. 11-17 Uhr, Sa. bis 15 Uhr. Ludwigstraße 7.
Galerie Max Weber Six Friedrich
Mit Andreas Schulze erlebt man eine moderne Variante des Surrealismus, bestückt mit Insignien unserer aktuellen Konsum- und Verbrauchswelt. Mit den Bildern aus den Achtzigerjahren, die im wöchentlichen Wechsel in der Galerie Max Weber Six Friedrich präsentiert werden, fühlt man sich ein bisschen wie Salvador Dalí auf Zeitreise. Überdimensionale Pflastersteine formen riesige Pflaster, bunte Geometrie schwebt im menschenleeren Raum und riesige, nierenförmige Ohr-Möbel-Mutanten bevölkern unendliche Weiten. Spätestens bei den Diptychen und Bildschirmen denkt man über sich wandelnde Werte und Realitäten nach.
Bis 18. November, Mi.-Fr. 12-18 Uhr, Sa. bis 15 Uhr. Amalienstraße 45.
Galerie Klüser
Die „Welten der Welt“ betrachten die beiden Galerien Klüser nun zum dritten Mal – nach dem Fokus Flora sowie Fauna ist nun die menschliche Perspektive gefragt. Als Erstes im Haupthaus ein Porträt: Die dunkelhaarige Schönheit im Pelz, die Haare übers Gesicht geweht, wirft uns einen verwegenen Blick zu, vor sich die Pforte mit Löwen-Türklopfer. Ungestüm und geheimnisvoll wirkt dieses Foto, das das wilde Leben von Béatrice Dalle einfängt. Die französische Schauspielerin wurde mit 22 für den Film „Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen“ entdeckt, gab aber für das Filmgeschäft nie ihr unkonventionelles Leben auf. Genau das hat Juergen Teller perfekt in seinem Foto auf den Punkt gebracht. Er ist ein Meister der Charakterbilder, wie er auch mit dem Foto von Kristin Scott Thomas („Der englische Patient“) beweist: Auf dem Porträt steht die Engländerin ein Jahr nach dem Brexit-Referendum mit einem Kapuzenpulli mit europäischer Flagge mit fehlendem Stern vor uns. Auch der Fotograf Gregor Hildebrandt hat einen Treffer gelandet: Er hat das nostalgische Schwarz-Weiß-Bild der Hollywood-Schönheit und Erfinderin Hedy Lamarr („Ekstase“, 1933) auf den Rücken einer Kassetten-Sammlung gespiegelt. Tony Craggs Polizist aus grünen Plastikfragmenten und Andy Warhols Porträts von Joseph Beuys in Röntgenoptik ergänzen den berühmten Reigen – neben einer ganzen Reihe weiterer großer Künstlernamen.
Auch die Präsentation in der Galerie Klüser 2 trumpft auf: Neben weiteren hintergründigen Promi-Fotos von Teller warten Kontraste wie Keith Harings Schwarz-Weiß-Männchen als Kommentar zu Recht und Macht.
Bis 23. Dezember, Georgenstr. 15, Di.-Fr. 11-18 Uhr, Sa. 11-14 Uhr / Klüser 2 an der Türkenstr. 23 jeweils erst ab 14 Uhr.