Im Land der Dichter und Denker steht der Kultur das Wasser bis zum Hals. Und damit sind nicht nur Künstler gemeint. Tontechniker, Beleuchter, Maskenbildner, Caterer – sie alle sitzen mit in diesem Boot, das bereits genügend leckgeschlagen ist. Mehr als einer ist gar schon von Bord gegangen, weil ihm seit acht Monaten finanzielle Nöte die Luft zum Atmen rauben. Sprich, er oder sie hat gleich ganz die Profession gewechselt und sitzt jetzt an der Supermarktkasse, statt neue Kostüme zu erfinden, mit Kindern zu musizieren oder den Künstler ins rechte Licht zu rücken.
Jetzt hat sich das bayerische Aktionsbündnis #OhneAschekeinPhoenix gebildet, initiiert von der Schauspielerin und Kabarettistin Christine Eixenberger und der Kulturagentin Angela Bassani. Die Initiative will allen Kulturschaffenden eine Stimme geben und wirbt etwa dafür, im Internet keine Veranstaltungen mehr kostenlos zu streamen. Kulturarbeit sei es wert, dass man dafür bezahlt!
Das Bündnis, in dem sich auch Kabarettist Wolfgang Krebs und der „Rock-Intendant“ Bernd Schweinar engagieren, ist seit Wochen mit der Politik im Austausch. Und hat nun einem Forderungskatalog formuliert, der gestern an Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) und ihren Stellvertreter Markus Rinderspacher (SPD) am Kulturzentrum Trudering überreicht wurde.
Im Kern geht es dem Bündnis um drei Punkte: Kunst und Kultur sollen in der Politik endlich als wichtig wahrgenommen werden. „Ich hab’s schon ein paar Mal gehört, dass die Begriffe inzwischen bei Reden im Landtag vorkommen“, formuliert es Wolfgang Krebs scharfzüngig. Zweites Anliegen: Kulturbühnen sollen nach dem Teil-Lockdown mit als Erste öffnen dürfen. Dritter Punkt: eine nach Platzangebot und Raumgröße differenzierte Anhebung der Besucherzahlen – oder alternativ Pilotbühnen einrichten. Dabei soll es sich um Testbühnen handeln, deren Hygienekonzepte gemeinsam mit Politik und Gesundheitsbehörden entworfen werden. Ein zusätzlicher Punkt ist die sogenannte Novemberhilfe für Freischaffende, die schleppend bis gar nicht anläuft.
Aigner und Rinderspacher unterschrieben das Papier als Unterstützer. „Das wird jetzt in die Gesamtüberlegungen einfließen und nicht einfach beiseite gelegt“, erklärt die Landtagspräsidentin auf Nachfrage. „Kultur ist ein wichtiges Gut.“ Eixenberger: „Wir nehmen Sie beim Wort.“
Die Forderungen der Kulturschaffenden sind in ein Anschreiben an den jeweiligen Landtagsabgeordneten eingebettet. Jeder, der die Branche unterstützen möchte, kann sich dieses Schreiben auf der Internetseite www.ohneaschekeinphoenix.org herunterladen und an seinen jeweiligen Volksvertreter schicken.