Eine Veranstaltung von Jugendlichen für Jugendliche wollten sie ermöglichen, und zwar eine über Literatur. Wenn die Münchner Kinderbuchautorin Silke Schlichtmann von ihrem Herzensprojekt spricht, das sie vor gut zwei Jahren mit ihrem Mann, dem Historiker Nils Freytag, ins Leben gerufen hat, ist spürbar, wie sehr sie selbst dafür brennt. „In der Regel urteilen Erwachsene öffentlich über Kinder- und Jugendbücher. Dabei haben die Jugendlichen manchmal ganz andere Vorlieben oder Kriterien. Und genau dem wollten wir eine Plattform bieten.“
„Das literarische Jugendquartett“ nennt sich ihre Veranstaltung, die heuer im Rahmen der Münchner Bücherschau zum dritten Mal stattfindet. Vier Teenager aus vier verschiedenen Münchner Leseclubs präsentieren öffentlich à la Reich-Ranicki ihre jeweiligen aktuellen Lieblingsbücher – inklusive hitziger Diskussion über das Für und Wider dieser Auswahl. „Dieses Debattieren über Literatur macht den Jugendlichen unglaublichen Spaß“, weiß Schlichtmann aus den Erfahrungen der letzten beiden Jahre. „Und ihnen wird schnell klar: Das ist gar nicht per se etwas Altbackenes!“
Um dieser Debatte den größtmöglichen Raum zu bieten, sind die vier Jugendkritiker nicht nur frei in der Auswahl ihrer Werke – alles ist erlaubt von Fantasy über klassische Belletristik bis hin zu Lyrik oder Sachbuch –, sondern auch in ihrem Vortrag selbst. „Wir treffen uns einmal vorher, um uns kennenzulernen und lediglich die fünfminütige Buchvorstellung zu üben. Aber weder teilen Nils und ich den Kindern dabei unsere persönliche Meinung zu den Büchern mit, noch diskutieren wir vorher auf Probe – dann wäre die Luft raus beim eigentlichen Auftritt.“ Dieses Jahr fand dieses Vortreffen – genau wie auch die Veranstaltung am Sonntag um 16.30 Uhr – wegen Corona lediglich online statt. „Das ist schade. Normalerweise laden wir alle beim ersten Treffen zu uns nach Hause ein. Dieses Kennenlernen und die konstruktive Kritik, die die Teilnehmer untereinander bei der Buchvorstellung üben, sind unglaublich schön und wichtig“, bedauert Schlichtmann. Gleichzeitig weiß sie: Jugendliche haben mit dieser Art der digitalen Kommunikation oft weniger Probleme als Erwachsene. Und deswegen sei sie guter Dinge, dass das „Literarische Jugendquartett“ online ebenso funktioniere – „obwohl dieses Ins-Wort-Fallen bei Diskussionen via Zoom eher schwierig ist“. Zudem sinke bei einer Online-Veranstaltung natürlich das Lampenfieber, das ein Auftritt auf der Bühne in der Black Box im Münchner Gasteig immer mit sich brächte, überlegt die Autorin. Ist der Adrenalin-Kick vor dem Monitor dennoch genau so groß wie der vor Publikum? Schlichtmann zögert kurz. „Ich weiß es nicht. Was das für einen Effekt hat, wird sich zeigen.“
Auf jeden Fall aber sei auf diesem Weg ein anderes, größeres Publikum erreichbar, da das „Literarische Jugendquartett“ nicht nur via Anmeldung über Zoom, sondern auch frei über den Youtube-Kanal der Bücherschau zur Verfügung stehe. „Vielleicht schaut so der ein oder andere herein, der dafür nicht extra zum Gasteig gekommen wäre, und entdeckt, wie viel Spaß diese Veranstaltung macht“, hofft Silke Schlichtmann. „Ich bin jedenfalls sehr optimistisch, dass das klappt. Und lade jeden, der das hier liest, herzlich dazu ein. Es lohnt sich!“
„Das literarische Jugendquartett“
findet diesen Sonntag um 16.30 Uhr online unter www.muenchner- buecherschau.de statt.