„Abgespeckt“, das ist für Markus Hinterhäuser das Unwort des Jahres. Gemeint ist damit die Charakterisierung vieler Kulturprogramme in Corona-Zeiten. Der Intendant legt daher Wert darauf: Das Salzburger Angebot im vergangenen Pandemie-Sommer habe man „modifiziert“ und „angepasst“. Was dabei herausgekommen ist? „Die für mich schönsten Festspiele überhaupt.“ Es seien Wochen einer „Begeisterungsgemeinschaft“ gewesen.
2021, das hoffen alle Beteiligten, soll es wieder weitgehend normale Festspiele geben. Hinterhäuser charakterisiert das Angebot, das zwischen 17. Juli und 31. August an die Salzach locken soll, als „volles Programm ohne vorauseilenden Pessimismus“. Den Festspielen spielt hier die Entwicklung der Pandemie in die Hände. Bis Sommer, so hofft man, dürften die Fallzahlen erheblich gesunken sein – auch dank der dann zugelassenen Impfstoffe. Hinterhäuser formuliert es so: „Wir haben noch eine gewisse Perspektive des Zuordnens und Zuwartens.“
168 Termine an 46 Tagen sind angesetzt. Große Premieren-Überraschungen sind nicht darunter. Das war zu erwarten: Die Festspiel-Verantwortlichen haben schon vor Monaten erklärt, dass man die meisten der 2020 abgesagten Produktionen um ein Jahr verschieben werde. Sechs Opern-Premieren gibt es, wobei zwei davon Wiederauf-nahmen sind. Die „Elektra“ von Strauss und Mozarts „Così fan tutte“ waren bekanntlich die einzigen Opern, die im vergangenen Sommer gezeigt werden konnten. Vor allem „Das Wunder ,Così‘“ (Hinterhäuser) habe diese Neuauflage verdient. Die Neueinstudierung und Ummodelung der umstrittenen „Zauberflöte“ von Regisseurin Lydia Steier in einem neuen Bühnenbild ist erst für 2022 geplant. Mussorgskys „Boris Godunow“, den ursprünglich einmal Mariss Jansons dirigieren sollte, könnte eventuell erst 2024 kommen.
Trotzdem sind die Festspiele vorsichtig. Zunächst sollen erst zwei Drittel des Kartenkontingents in den Verkauf gehen. Der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz kündigte an, dass man das restliche Drittel erst freigebe, wenn dies die Entwicklung der Pandemie und die gesetzgeberischen Regelungen erlaubten. Zunächst würden die Plätze daher im Prinzip des „erweiterten Schachbrettmusters“ vergeben. Bis zu vier Personen einer gemeinsamen Bestellung könnten nebeneinander sitzen, danach werde ein Platz frei gelassen. Im zweiten Vorverkaufsschritt würden dann diese Lücken besetzt.
Auch beim Schauspiel-Programm gibt es weitgehend Erwartbares. Dass Lars Eidinger der neue Jedermann in der alten Inszenierung Michael Sturmingers sein wird, haben die Festspiele schon in der vergangenen Woche enthüllt. Im Konzertprogramm kommt es unter anderem zum Schaulaufen der Senioren: Riccardo Muti, der 2021 seinen 80. Geburtstag feiert und sein 50. Salzburger Bühnenjubiläum, dirigiert sowohl die Wiener Philharmoniker (mit Beethovens Missa Solemnis) als auch sein Chicago Symphony Orchestra (unter anderem mit Tschaikowskys sechster Symphonie). Und auch Herbert Blomstedt, dann 94 Jahre alt, soll mit der „Symphonie liturgique“ von Honegger wiederkehren.
Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler wies bei der gestrigen Programm-Präsentation noch einmal darauf hin, dass es 2020 keinen Infektionsfall im Publikum und unter den Künstlern gegeben habe. Man habe sich als „Eisbrecher“ für andere Kulturbetriebe begriffen. Ihr Vertrag ist bekanntlich ein weiteres Mal und bis Ende 2021 verlängert worden, eigentlich wollte Rabl-Stadler dem Festival in diesem Jahr Servus sagen. Doch auf die 72-Jährige als personelle Konstante und starke Führungsfigur wollte man in Salzburg in Krisenzeiten nicht verzichten – und wohl auch nicht auf ihren ungebrochenen Optimismus. Wie Helga Rabl-Stadler nämlich berichtete, habe ihr der Wiener Kardinal Christoph Schönborn einmal gesagt: „Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt, sie stirbt gar nicht.“
Informationen
zum Programm und zum Vorverkauf unter
salzburgerfestspiele.at.