Ohne Gewähr

von Redaktion

KULTUR-VORSCHAU Ein Musikjahr der Hoffnungen und Umbrüche

VON MARKUS THIEL UND MICHAEL SCHLEICHER

Bei der Ziehung der Lotto-Zahlen heißt es bekanntlich „ohne Gewähr“. Das gilt auch für das kommende Musikjahr. Ob alle Konzerte und Aufführungen wirklich über die Bühne gehen, ab wann überhaupt wieder Termine – mit oder ohne Publikum oder vor einer eingeschränkten Zuhörerschar – möglich sind, das entscheidet sich noch. Und doch kann man davon ausgehen, dass sich zumindest ab Sommer die Lage einigermaßen beruhigt hat. Optimismus muss also nicht das Gegenteil von Realismus sein, deshalb haben wir hier einige Höhepunkte versammelt. Zugleich ist 2021 auch das Jahr der großen Umbrüche.

Neuer Chef fürs BR-Symphonieorchester: Noch ist die Unterschrift nicht geleistet. Doch alles deutet darauf hin, dass Sir Simon Rattle Nachfolger des im Dezember 2019 verstorbenen Mariss Jansons wird. Der weiße Rauch dürfte noch vor dem Abschied des BR-Intendanten Ulrich Wilhelm Ende Januar aufsteigen.

Tiroler Festspiele in Erl: „Aus Winter wird Ostern“, proklamiert das Festival auf seiner Webseite. Vom 25. März bis zum 5. April sollen nun die beiden Opernpremieren und Konzerte ins Haus unterm Kranzhorn locken, die eigentlich für den Jahreswechsel geplant waren. Erl wäre damit das erste Festival des Jahres.

Eulenspiegel Flying Circus: Open-Air-Termine sind ein Ausweg aus der Misere, das haben im vergangenen Sommer die Veranstaltungen im Innenhof des Deutschen Museums gezeigt. Ab Mai geht’s weiter, unter andern mit Maxi Schafroth, den Wellküren und Dreiviertelblut. Würzburger Mozartfest: Deutschlands ältestes Mozart-Festival feiert Ende Mai/Anfang Juni seinen 100. Geburtstag – mit einem anlassgemäß erweiterten Programm und traditionell vielen Promis.

Rock im Park: In Nürnberg sollte heuer eigentlich der 25. Geburtstag von Rock im Park gefeiert werden – und parallel der 35. von Rock am Ring in der Eifel. Den Veranstaltern des Zwillingsfestivals ist es gelungen, die wichtigsten Bands, die 2020 auftreten sollten, auch für 2021 zu verpflichten. Zwischen 11. und 13. Juni kommen unter anderen System of a Down, Green Day und Volbeat nach Nürnberg. Außerdem haben sich Jan Delay, Rea Garvey, Billy Talent und The Offspring angekündigt.

Tollwood-Festival: Sowohl der vergangene Sommer- als auch der Winter-Durchgang mussten abgesagt werden. Jetzt hofft man auf Juni und Juli. In der Musik-Arena sollen unter anderen Hubert von Goisern, Bonnie Tyler, Mark Forster und Sting gastieren.

Münchner Mega-Konzerte: Eine ganze Reihe von Superstars wollen in München auftreten, zum Teil sind dies Nachholtermine. Eine kleine Auswahl: Céline Dion hat sich für 18. Mai die Olympiahalle reserviert, Die Fantastischen Vier wollen am 26. und 27. Juni auf den Königsplatz, Queen und Adam Lambert sind am 29. Juni in der Olympiahalle, Guns N’Roses spielen am 30. Juni im Olympiastadion. Am 2. Oktober kommt Elton John in die Olympiahalle.

Bregenzer Festspiele: Eigentlich hätten die Vorarlberger im kommenden Sommer eine Neuinszenierung von Puccinis „Madame Butterfly“ herausgebracht. Aufgrund der diesjährigen Absage gibt es ab 22. Juli nochmals Verdis „Rigoletto“ in einer spektakulären Produktion zu erleben – neben einer Reihe von Konzerten und kleineren Opernaufführungen im Festspielhaus. Interessenten müssen sich sputen: Die Karten für „Rigoletto“ werden knapp.

Oben ohne Open Air: Die Veranstaltung des Kreisjugendrings ist das größte nicht-kommerzielle Festival im süddeutschen Raum. Für 3 Euro können Jugendliche am 24. Juli Bands auf dem Münchner Königsplatz erleben.

Salzburger Festspiele: In diesem Jahr war das Festival der Corona-Brecher und dank seines Hygienekonzepts weltweiter Vorreiter für Kultur-Veranstaltungen in Zeiten der Pandemie. Gestartet wird am 17. Juli mit der Wiederaufnahme des „Jedermann“, erstmals übernimmt Lars Eidinger die Titelrolle. Wichtigste Opernpremiere in der Mozart-Stadt ist am 26. Juli „Don Giovanni“. Bayreuther Festspiele: Mit Oksana Lyniv steht erstmals eine Frau am Pult. Sie leitet die Neuproduktion des „Fliegenden Holländers“, Premiere ist am 25. Juli. Die Besonderheit: Der Chor soll bei allen Aufführungen von der Probebühne zugespielt werden. Außerdem gibt es neben diversen Wiederaufnahmen drei „Walküren“ als Performance.

Machtwechsel an der Bayerischen Staatsoper: Intendant Serge Dorny und Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski bestimmen ab September die Geschicke des Hauses. Ein Umbruch in jeglicher Hinsicht ist zu erwarten. Von den Premieren ist noch nichts durchgesickert – bis auf ein Detail: In der ersten Saison des Duos soll es Lehárs Operette „Giuditta“ geben.

Interims-Gasteig: Alles deutet darauf hin, dass die Sendlinger Ausweichquartiere für den sanierungsbedürftigen Gasteig rechtzeitig fertig werden. Der Termin fürs Eröffnungskonzert steht fest. Am 8. Oktober wollen Valery Gergiev und die Münchner Philharmoniker die Interims-Philharmonie einweihen.

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