Dinner for one Haushalt

von Redaktion

Silvester wie bei Miss Sophie: Der Sketch-Klassiker ist so aktuell wie nie

VON KATJA KRAFT

So sehr wie in diesem Jahr hat der Sketch-Klassiker „Dinner for one“ noch nie zum Silvesterabend gepasst. Eine alte Lady allein am festlich gedeckten Tisch, ganz ohne Gäste – das klingt nach traurigen Corona-Kontaktsperre-Zeiten. Nach dem Motto: Dinner for one Haushalt. Ist in Wahrheit aber die Kulisse für einen der herrlichsten Sketche der Fernsehgeschichte. Und ein echtes Kuriosum. Denn der Deutschen liebste Jahresabschluss-Sendung „Dinner for one“ ist im Herkunftsland des englischen Komikers Freddie Frinton und seiner Partnerin May Warden so gut wie unbekannt. Hierzulande jedoch läuft der 18-Minüter, der 1961 für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) aufgezeichnet wurde, Jahr für Jahr am 31. Dezember in sämtlichen TV-Programmen rauf und runter.

Mit dem immer selben Ablauf: Zu Beginn führt Moderator Heinz Piper (1908-1972) als Conférencier in die Geschichte ein: Die Dame Miss Sophie (Warden) feiert ihren 90. Geburtstag. Wie in jedem Jahr hat sie ihre vier engsten Freunde eingeladen, Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Der Haken an der Sache ist, alle vier Männer sind längst verstorben. Also muss ihr Butler James (Frinton) für die Herren übernehmen. Abwechselnd schlüpft er in eine Rolle nach der anderen, vornehmlich dann, wenn es gilt, mit der Gastgeberin auf ihr Wohl anzustoßen.

Munter wird von James ein ums andere Glas rund um den Tisch geleert. Sherry, Champagner, Weiß- und Portwein, alles was den imaginären Gästen für den Toast auf Miss Sophie beliebt. Der Running Gag: Weil James naturgemäß immer betrunkener wird, gerät er in seiner eigentlichen Funktion als Butler mehr und mehr ins Wanken, wenn er die nächste Flasche holt. Und stolpert über den Kopfteil des Tigerfells, der auf dem Boden liegt. Längst hat sich daraus für einige Zuschauer ein Spiel entwickelt. Immer wenn James stolpert, muss getrunken werden. Der Butler selbst schafft in den 18 Minuten übrigens fünfzehn Gläser – kein Wunder, dass er am Ende Flasche und Blumenvase nicht mehr unterscheiden kann.

Freddie Frinton hatte mit dem Sketch in Großbritannien anfangs großen Erfolg; mit verschiedenen Spielpartnerinnen tourte er durchs Land. 1962 wurde er dann von Entertainer Peter Frankenfeld und Regisseur Heinz Dunkhase im englischen Blackpool fürs Fernsehen entdeckt. Am 8. Juli 1963 zeichneten sie das Stück im Theater am Besenbinderhof in Hamburg auf. Auf Englisch – weil Frinton als einstiger Truppenbetreuer im Zweiten Weltkrieg schlechte Erfahrungen mit den Deutschen gemacht hatte und sich weigerte, auf Deutsch zu spielen. Am Erfolg hierzulande änderte das nichts. Seit 1972 wird „Dinner for one“ zu jedem Jahreswechsel in allen dritten Programmen der ARD ausgestrahlt und hat sogar einen Rekord gebrochen. Die Sendung ist die am häufigsten wiederholte des deutschen Fernsehens und wurde 1988 im Guinness-Buch der Rekorde als „weltweit am häufigsten wiederholte Fernsehproduktion“ aufgeführt. Ziemlich sicher werden auch heuer Millionen vor dem Fernseher sitzen, wenn die Sendung läuft. Viele für sich allein – doch durch den gemeinsamen Sinn für Humor vereint.

Sendetermine:

Sämtliche Dritten der ARD zeigen wie immer „Dinner for one“ zu Silvester. Der Kult-Sketch läuft um 15.50 Uhr (ARD), 15.45 Uhr (NDR), 17.10 Uhr (NDR), 17.35 Uhr (WDR), 18.45 Uhr (BR), 19 Uhr (MDR und RBB), 19.10 Uhr (HR), 19.40 Uhr (NDR) und um 23.35 Uhr (NDR). Am 1. Januar ist er um 00.05 Uhr im BR Fernsehen, um 03.30 Uhr im RBB sowie

um 05.10 Uhr in der ARD zu sehen.

Artikel 2 von 3