Geld und ein Mindestmaß an Planung

von Redaktion

Landtags-Opposition stellt Sechs-Punkte-Katalog zur Rettung der Kulturszene vor

VON KATRIN BASARAN

„Es ist bitterkalt in der Kunst und Kultur – wie das Wetter draußen“, so leitete Landtagsvizepräsident Wolfgang Heubisch (FDP) die Pressekonferenz am Freitag ein. In Zusammenarbeit mit Grünen und SPD wurde ein Sechs-Punkte-Akut-Katalog für Bayerns Kunst- und Kulturszene vorgestellt. Das Programm ist Resultat einer Anhörung von Kulturschaffenden im Landtag, die im Dezember von den Oppositionsparteien organisiert worden war.

Hier sei sehr klar geworden, wie schlecht es der Branche in der Pandemie gehe. Abseits der Staatstheater, die auf staatliche Unterstützung setzten, könnten private Unternehmen wie Clubs, Kinos und kleinere Bühnen oder SoloSelbstständige nicht mehr lange überleben. Umgekehrt bleibe ein verunsichertes Publikum aus – der Sommer habe das gezeigt. „Kultur ist aber nicht bloß Freizeitvergnügen, sondern dient dem Zusammenhalt einer Gesellschaft“, so Heubisch. „Kultur schafft Werte.“ Einen Erfolg heften sich Grüne, SPD und FDP ans Revers: Drei Tage nach dieser Anhörung seien seitens der Staatsregierung endlich die Antragsformulare für die angekündigten Hilfen hochgeladen worden, betont Volkmar Halbleib (SPD). Doch das reicht nicht, meint Sanne Kurz (Grüne). Sie präsentierte das Programm:

1. Umgehende Fortschreibung der Hilfen für bayerische Solo-Selbstständige: Der Förderzeitraum umfasst bislang nur die Monate Oktober bis Dezember. Wenige wissen, dass noch bis März rückwirkend diese Hilfen (1180 Euro pro Monat!) beantragt werden können. Wie es ab Januar weitergeht – unklar.

2. Ein Stufenplan für den bevorstehenden Kultur-Sommer, im Klartext: ein Mindestmaß an Planung ermöglichen. SPD-Politiker Halbleib: „Wir alle wissen, Pandemie ist nicht vorhersehbar. Sehr wohl aber ist planbar, was bei welchen Infektionswerten Gültigkeit haben wird.“ Die Forderung: ein Stufenplan, an dem Betroffene entlang des Infektionsgeschehens sehen können, wann welche Einschränkungen aufgehoben werden können.

3. Ausfallfonds schaffen: Keine Versicherung springt derzeit bei Veranstaltungsausfällen ein. Für die Filmbranche existiert dagegen ein Ausfallfonds, der etwa Fixkosten übernimmt. Die Forderung hier: Bayern muss sich im Bund dafür einsetzen, einen solchen Fonds auch für andere Kulturbereiche zu schaffen.

4. Digital Guest Registration anerkennen: Zuschauer mussten sich bereits im Sommer mit Daten wie Name und Adresse registrieren, um etwa Konzerte oder das Kino zu besuchen. Die Idee: Wenn ein Kulturbetrieb derartige Daten erfasst, könnten etwa im Notbetrieb mehr Gäste zugelassen werden.

5. Den Neustart den wissenschaftlichen Erkenntnissen anpassen: Bei entsprechenden Inzidenz-Werten soll die Publikumsgröße nicht mehr pauschal gedeckelt werden. Lösungen in Abhängigkeit von Lüftungsanlagen und Raumgröße müssen her.

6. Publikums-Offensive: Das Vertrauen des Publikums ist ins Wanken geraten. Oft blieben im Sommer aus Verunsicherung die Menschen lieber daheim. Es braucht daher eine PR-Kampagne, die klarstellt: Kultur ist sicher.

Artikel 2 von 11