Das Öl der Gegenwart

von Redaktion

Zahlreiche Pop- und Rockstars verkaufen ihre Songrechte an Investmentfirmen

VON WERNER HERPELL

Bob Dylan, Neil Young haben es getan, jetzt auch Shakira und Mick Fleetwood. Immer mehr Musiker trennen sich von ihren Songrechten – weil Tonträgerverkäufe und in Corona-Zeiten Konzerteinnahmen wegbrechen, während Erlöse aus dem Audiostreaming- und Serien-Boom wertvoller werden. „Viele Musiker haben wohl gar keine Ahnung, wie reich sie eigentlich sind“, sagt Hartwig Masuch vom Label BMG laut „Financial Times“.

Bei Bob Dylan war von rund 300 Millionen US-Dollar (knapp 250 Millionen Euro) die Rede, die er von Universal für sein Gesamtwerk mit 600 Aufnahmen erhalten habe. Im Werk des 79-Jährigen befinden sich Klassiker wie „Blowin’ in the Wind“ und „Knockin’ on Heaven’s Door“.

Dass die Abgabe eigener Rechte im fortgeschrittenen Alter eine Erleichterung ist, geben Dylan und Kollegen zwar nicht zu. Es darf aber angenommen werden. Auch Rock-Veteranen wollen den eigenen Nachlass gut geordnet wissen – für künftige Hörergenerationen. So verkaufte Mick Fleetwood (73), Gründer von Fleetwood Mac, seine Anteile am Katalog der Megaband aus den Siebzigern an BMG, „drei Monate nachdem der Fleetwood-Mac-Klassiker ,Dreams‘ TikTok und damit Millionen neuer Fans weltweit eroberte“, wie das Unternehmen schrieb. Eine Kaufsumme wurde auch hier nicht genannt. Der Kanadier Neil Young (75) veräußerte 50 Prozent der Rechte für 1180 Songs an die britische Firma Hipgnosis Songs Fund. Man arbeite zusammen, „um sicherzustellen, dass jeder die Songs zu Neils Bedingungen zu hören bekommt“, versprach Hipgnosis-Boss Merck Mercuriadis. Auch seinen jüngsten Coup zelebrierte der 57-Jährige mit einem Twitter-Gruß: „Willkommen in der Hipgnosis-Familie, Shakira.“ Die 43-jährige Kolumbianerin, von der seine Firma den gesamten bisherigen Katalog mit 145 Songs und Welthits wie „Hips don’t lie“ erwarb, sei „eine der ernsthaftesten und erfolgreichsten Songwriterinnen der vergangenen 25 Jahre“.

Hipgnosis hatte kürzlich den Kauf von Verlagsrechten des früheren Fleetwood-Mac-Gitarristen Lindsey Buckingham („Go your own Way“) gemeldet. Laut BBC gab der Investmentfonds eine Milliarde Pfund (gut 1,1 Milliarden Euro) für Titel von Mark Ronson, Chic, Barry Manilow und Blondie aus. Deren Songs seien „so wertvoll wie Gold oder Öl“, wird Mercuriadis zitiert.

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