Nun ist er also endgültig gegangen, nachdem er bereits seit einem Jahrzehnt aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Phil Spector, einst Wunderkind des Pop und sagenhafte Gestalt, ist tot. Verstorben im Gefängnis, in dem er wegen Totschlags einsaß.
Ein Ikarus war da aus lichten Höhen in den Abgrund gestürzt. 1958, da ist Phil Spector noch ein Teenager, hat er als Komponist und Arrangeur seinen ersten Riesenhit: „To know him is to love him“. Schnell haut er weitere Erfolge raus, die Rezeptur ist immer gleich: Spector formt aus begabten, in der Regel afroamerikanischen Sängerinnen, Gruppen und schreibt ihnen schmissige Popsongs auf den Leib.
Die Formationen wechseln, der Klang ist immer gleich und unverwechselbar Phil Spector. Im Grund erfindet der kleine cholerische Sonderling den Beruf des Musikproduzenten. Sein „Wall of Sound“ begeistert junge Musiker weltweit. Den Einfluss, den Spector und sein überfallkommandoartiger Sound haben, ist kaum zu überschätzen. Im Grund bereitet er den bahnbrechenden und mitunter größenwahnsinnigen Rock der späten 60er und frühen 70er vor.
Dass man im Tonstudio eigene Welten erschaffen kann, die mit dem, was man auf Bühnen vorführt rein gar nichts zu tun haben müssen, das ist Spectors Idee. Toneffekte, Hall und tausend andere Gimmicks führt Spector ein, die andere Musiker kopieren und dann weiterentwickeln.
Freilich drängen die jungen Wilden wie die Beach Boys oder die Beatles Spector langsam aus dem Geschäft, er gilt Ende der 60er als Mann von gestern. Ausgerechnet die Beatles bescheren ihm ein aufsehenerregendes Comeback – er darf die letzte LP „Let it be“ produzieren. Danach produziert er Soloplatten von George Harrison und John Lennon. Aber er vermasselt es schließlich, als er 1974 völlig zugedröhnt mit einem Revolver im Studio bei Lennon erscheint, in die Decke schießt und die Tonbänder klaut. Das ist sogar für die irren 70er ein bisschen zu viel.
Spector verkommt zur Karikatur seiner selbst, produziert aber immer noch ab und an hörenswerte Alben. Vor seinem Können haben die Kollegen Respekt, er gilt allerdings als reichlich delikat im Umgang. Geschichten über sein explosives Temperament und gewalttätige Ausraster kursieren schon, als man 2003 seine Freundin Lana Clarkson mit einer Kugel im Kopf findet.
Ob Spector bei Sinnen war und was wirklich genau geschehen ist, wird nie endgültig geklärt, aber ab 2009 sitzt er ein. Nun ist er mit 81 gestorben. In den Himmel komme er nicht, hat Spector einmal gesagt: „Ich bin ein schlechter Mensch.“