Ein geflüstertes Bravo online

von Redaktion

Unter Mehta bieten Münchens Philharmoniker Weber, Liszt und Beethoven

VON TOBIAS HELL

Für seinen jüngsten Abstecher an die Isar schien sich Zubin Mehta auf die alte Weisheit besonnen zu haben, dass aller guten Dinge meist drei sind. Und so geht nach aktuellen Live-Streams mit dem Staatsorchester und dem BR-Symphonieorchester zum Wochenende nun auch noch ein jüngst im Gasteig aufgezeichnetes Programm mit den Münchner Philharmonikern online. Was dem aus der Distanz folgenden Publikum interessante Vergleiche erlaubt. Denn obwohl Mehta den Klangkörpern sehr wohl seinen eigenen Stempel aufdrückte, gelang es ihm gleichzeitig, die individuellen Qualitäten für seine jeweilige Interpretation zu nutzen.

Natürlich sind auch die Philharmoniker schon lange auf ihren Ehrendirigenten eingeschworen, der sie mit ruhiger Hand durch die filigranen ersten Takte von Carl Maria von Webers „Oberon“-Ouvertüre führte, ehe es beim Tempowechsel dann ordentlich zu knallen begann. Ein effektvoller Einstieg, nach dem Mehta das fehlende Publikum mit einem geflüsterten Bravo für seine Musikerinnen und Musiker auszugleichen versuchte. Eine anerkennende Geste, die sich bei ihm noch öfter wiederholte und vom Orchester mit einer hoch motivierten Leistung dankbar erwidert wurde. Eine ähnlich wirkungsvolle Kontrastdramaturgie bestimmte auch Liszts „Les Préludes“. Mehta legte diese sinfonische Dichtung mit langem Atem an und sparte sich bei allen Klangeruptionen, die sich zwischendurch ihren Weg bahnten, noch genügend Pulver für das hymnische Finale.

Dreh- und Angelpunkt des Programms blieb das Beethoven-Violinkonzert,  das ein erfreuliches Wiedersehen und -hören mit Lisa Batiashvili bescherte. Mehta präsentierte einen Beethoven für Genießer. Breit angelegt die Vorstellung des Hauptthemas, und auch im weiteren Verlauf badete er immer wieder genüsslich im Wohlklang der Streicher. Was jedoch zum Glück nie auf Kosten seiner Solistin ging. Batiashvili bekam vom Altmeister am Pult stets genügend Raum, sich zu entfalten und beeindruckte so nicht nur durch ihre souveräne Technik und fein flirrende Triller. Beifall verdiente sich die Geigerin vor allem durch das empfindsam angegangene Larghetto, in dem sie ihrem Instrument eine wunderbare Wärme entlockte, die bestens mit den gefühlvoll begleitenden Philharmonikern harmonierte.

Stream

von 30. Januar, 19 Uhr, bis 4. Februar, 24 Uhr, unter www.mphil.de.

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