Das Todesurteil gegen Italiens Nationaldichter Dante Alighieri liegt mehr als 700 Jahre zurück. Doch bis heute kann der harte Richterspruch seiner Geburtsstadt Florenz die Gemüter erhitzen. Deshalb wollen ein Nachfahre und Fachleute den Fall jetzt wieder aufrollen. Geplant ist kein „wirklicher Prozess“ im juristischen Sinne, aber durchaus eine Art „geistige Revision“ der Urteile, wie der Anwalt Alessandro Traversi der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Er bereitet die Initiative mit vor, die im Mai über die Bühne gehen soll.
Dante, der sich in den Florentiner Machtkämpfen auf der Verliererseite wiederfand, war um 1302 staatsfeindlicher Umtriebe bezichtigt worden. Deshalb wurde der Autor der „Göttlichen Komödie“ für zwei Jahre aus Florenz verbannt und zu einer Geldbuße verurteilt. Weil er den Spruch nicht akzeptierte, kassierte Dante sogar noch ein Todesurteil. Er floh, kehrte nie wieder nach Florenz zurück und starb am 14. September 1321 in Ravenna.
Nach italienischen Medienberichten möchte der Astrophysiker und Dante-Nachkomme Sperello di Serego Alighieri, dass die Urteile überprüft werden. Der Jurist Traversi erläuterte, dass das Jubiläum zum 700. Todestag in diesem Jahr eine gute Gelegenheit biete. Es gehe um die Frage, ob die Urteile im Lichte der damaligen Gesetze korrekt waren oder aus politischen Gründen gefällt wurden – etwa um Dante als Gegner aus dem Weg zu räumen. Die Veranstaltung, die unter anderem vom Rat der florentiner Anwaltskammer unterstützt wird, soll am 21. Mai stattfinden, wenn es die Pandemie erlaubt. Serego Alighieri sowie ein Nachkomme von Cante de Gabrielli da Gubbio, der damals beteiligt gewesen ist, werden sprechen.
Dante wurde im Mai oder Juni 1265 in Florenz geboren. Sein berühmtes Versepos beschreibt eine Wanderung durch die drei Reiche des Jenseits. Die Dichtung zählt zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur und prägte die Entwicklung der italienischen Sprache. dpa