Der Kanzler ist tot, es lebe Kreisky! Seit gut 15 Jahren spukt die Band, die sich nach Österreichs größtem Politiker der Nachkriegszeit benannt hat, durch die Wiener Indierock-Szene. Und sie ist sich im Gegensatz zu den schnell verglühten Wanda immer treu geblieben: Ihre Songs sind wild und wüst, bös und gemein. Dafür bürgt allein Sänger Franz Adrian Wenzl, der im Nebenjob als Freddie-Mercury-Wiedergänger Austrofred fast noch bekannter ist. Wobei: Auf ihrem famosen neuen
Album „Atlantis“ zeigen sich Kreisky versöhnlich, aber nur ein bisserl. Mehr Synthies statt gnadenloser Gitarren sorgen für einen zugänglicheren, abwechslungsreicheren Sound. „Abfahrt Slalom Super-G“ mit Marcel-Hirscher-Hommage ist eine Art „Schifoan“ mit Schädelweh. „Lonely Planet“ nimmt reisefreudige Bloggerinnen aufs Korn, und „ADHS“ wettert gegen nervige Nachbarn. Wer’s giftig und gallig mag, ist bei Kreisky immer noch richtig. Wanda für Fortgeschrittene. jh