Die Münchner Initiative „Aufstehen für die Kunst“ macht Ernst. Offenbar in der kommenden Woche will sie gegen die Schließung von Theatern, Opernhäusern und Konzertsälen juristisch vorgehen. Dazu soll ein Eilantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingereicht werden. Wie mehrfach berichtet, sind die Initiatoren die Sänger Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Kevin Conners und Christian Gerhaher sowie der Dirigent Hansjörg Albrecht. Das nähere Vorgehen will das Quartett am kommenden Mittwoch erläutern.
Der Initiative haben sich über 300 namhafte Kulturschaffende, Ensembles und Festivals angeschlossen. Bislang wurde eine Klage wegen der Ausrufung des Katastrophenfalls in Bayern zurückgehalten. Ihr Vorgehen gegen den Kultur-Lockdown begründen die Initiatoren verfassungsrechtlich – nämlich mit dem Recht auf Kunstfreiheit, das auch die Ausübung von Kunst umfasse. Überdies habe die Kulturszene in den vergangenen Monaten nachvollziehbare und wirksame Hygienekonzepte entwickelt.
Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Öffnung der Theater kürzlich in weite Ferne gerückt habe, dies habe ihn enttäuscht, sagte Gerhaher (Foto: Gregor Hohenberg) in einem Interview mit dem Klassikportal „Concerti“. „Von den Ministerpräsidenten hatte ich nichts Besonderes erwartet. Diese haben bisher durch ihr Nicht-Handeln ihr Desinteresse an den Künsten weidlich kundgetan.“ Die Hilfsprogramme wertete Gerhaher als „Geld-Gießkanne“, die viele Bereiche „zunächst befriedet“ habe. Dies sei „Symbolpolitik“.
Der Bariton äußerte sich auch zur möglichen Kanzlerschaft des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. „Das wäre aus der Sicht der Künste und in Sorge um sie die schlechteste unter den wahrscheinlichen Varianten. Die offensichtliche Bildungsgleichgültigkeit in Herrn Söders Politik, der, statt den Künsten beizustehen, ein technologielastiges Zukunfts-Museum in seiner Heimatstadt eröffnet, finde ich sehr schlecht für unser Land.“ Söder habe Lösungen in der Pandemie auch nach Gesichtspunkten gesucht, die sich im Wahlkampf für seine Person nutzbar machen ließen. „Das wäre die fragwürdigste und unseriöseste Art, als Politiker mit dieser singulären Krise umzugehen.“