Prunkvoll

von Redaktion

„Straus & Strauss & Co.“ im Stream des Gärtnerplatztheaters

Mit fünf hervorragenden Haus-Tenören kann das Gärtnerplatztheater im Livestream „Straus & Strauss & Co.“ prunken. Insofern ist es mehr als ein Gag, wenn alle Fünfe Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ schmettern: Es ist Potenzgehabe. Zu Recht.

Lucian Krasznec ist der dramatischste. In „Freunde, das Leben ist lebenswert“ wirkt er motiviert bis unter die Haarspitzen. Das äußert sich, wenn er den fulminanten Schlusston etwas merkwürdig phrasiert. Aber wen stört das bei dieser Impulsivität!? Mit Emphase singt auch Alexandros Tsilogiannis – nicht nur das Duett „Leise, ganz leise“ mit dem köstlichen Tenorbuffo Juan Carlos Falcón. In Verdis „Parigi, o cara“ zeigt Tsilogiannis sein großes stimmliches Potenzial. Rossini-Tenöre sind Stratosphärenflieger und Koloraturkönige, dementsprechend rar ist die Gattung: Mit Guyla Rab hat das Theater einen solchen „Ritter des hohen C“ im Ensemble, wie er in „Sì, ritrovarla io giuro“ eindrucksvoll vorführt. Bleibt Maximilian Mayer, der in Taubers „Du bist die Welt für mich“ aufhorchen lässt. Leider gerät diese herrliche Schnulze im Tempo zu zäh, was beim sonst formidablen Dirigenten Alexander Kowalewitz verwundert. Während er die Operettennummern übernimmt, dirigiert Anthony Bramall gewohnt souverän die Opernausschnitte, Männerchor inklusive. Vor der Qualität und Variabilität des solistisch besetzten Orchesters kann man ohnehin nur den Hut ziehen.

Auch die Damen überzeugen: Camille Schnoor entwickelt sich stetig ins jugendlich-dramatische Fach, wie in „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ klar wird. Mária Celeng singt stimmlich beweglich und klug phrasierend „Ich bin verliebt“. Und Jennifer O’Loughlin steckt alle in die Tasche, wenn sie ihr Koloraturfeuerwerk in Donizettis „O luce di quest’anima“ zündet. MAXIMILIAN MAIER

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