Ein neues Stück – Bitte schicken Sie es bald!

von Redaktion

Andreas Beck, seit 2019 Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels, hatte vor der Pandemie gehofft, Kroetz’ Komödie „Der Drang“ herausbringen zu können.

„,Sie sind der fünfte Intendant, der hier zu mir raus kommt‘, begrüßte mich Franz Xaver Kroetz bei unserem ersten persönlichen Kennenlernen. Noch dazu hielt er Kaffee und Apfelstrudel parat. Wie wunderschön, dachte ich. Franz Xaver Kroetz bereitet mir eine Kaffee-Jause!? Ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit nicht. Es war ein sonniger Tag, aber wir gingen nicht in den Garten seines verwunschenen Hauses, sondern saßen im Wohnzimmer, ich mit Blick auf ein paar Poster seiner Stücke, ein paar Aufführungen kannte ich gut.

Ich erkundigte mich dann, was die Vorgänger so wollten, obwohl ich es mir schon denken konnte. Ich konnte daher nur rasch beipflichten: ,Ja, also ein Stück hätte ich schon gerne…‘, und damit meinte ich nicht nur den Strudel, ,…also ein Stück von Ihnen hätte ich sehr gerne‘. Ich hatte ehrlich gesagt nicht vorgehabt, so plump darum zu bitten, aber ich fand, als alter Fan, gute Traditionen sollte man wahren. Und Intendant*in bittet Autor*in um Stück, ist eine meiner liebsten.

Unser Gespräch war herrlich, denn ich konnte auch eine geplante Inszenierung von Lydia Steier ankündigen: ,Der Drang‘, das wollten wir unbedingt machen. Kroetz erzählte davon, was er mochte und mag auf dem Theater und fragte mich, was ich so machen möchte oder mögen würde auf dem Theater. Am Ende unseres Kaffeetrinkens, dachten wir sogar über eine neue Inszenierung von ihm laut zusammen nach. Mit dreien seiner Lieblingsschauspieler*innen, wie früher. Ich scherzte: ,Warum machen wir nicht ‚Ritter, Dene, Voss‘‘ – Bernhard – Kroetz – ,Ritter, Dene, Voss‘ – eine echte Schnapsidee, obwohl es beim Kaffee geblieben war, also beschlossen wir, es noch einmal zu prüfen.

,Vielleicht schreibe ich was Neues…? Den ‚Drang‘ könnt ihr gern machen, spricht denn bei euch wer Bairisch?‘ ,Der Drang‘ wurde dann auch gemacht, aber rausgekommen, im Gegensatz zu den Intendanten nach Pasing, ist er nicht. Und weder Franz Xaver Kroetz noch irgendwer sonst hat ihn gesehen.

Nach der Generalprobe kam der erste Lockdown, und Inszenierung und Bühnenbild entsprechen nicht den jetzt herrschenden Hygienemaßgaben. Aber ,Der Drang‘ kommt, denn irgendwann muss es wieder Theater geben, und in einem Maschinen-getippten Brief bekräftigte Franz Xaver Kroetz den Plan zu einem neuen Stück.

Bitte schicken Sie es bald! Diese Zeit braucht ihre Stimme. Ehrlich. Wir arbeiten an einer baldigen Premiere – versprochen. Sie ahnen nicht, wie sehr es uns schon drängt. In diesem Sinn: Alles Gute zum Geburtstag und auf bald.

Herzlich

Ihr

Andreas Beck“

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