IN KÜRZE

Trauer um Lyriker Philippe Jaccottet

von Redaktion

Im deutschsprachigen Raum danken ihm Goethe, Hölderlin und Rilke, ja sogar Musil. Bei Philippe Jaccottet waren ihre Zeilen und Verse in den besten Händen, war er doch Kollege. Liebevoll und weise geleitete er das Deutsche hinüber in die französische Welt. Wie der Münchner Hanser Verlag gestern mitteilte, ist der Schweizer Schriftsteller, der seit den Fünfzigerjahren im französischen Grignan lebte, am 24. Februar im Alter von 95 Jahren gestorben. Mit einem schönen Zitat, das wie ein Abschiedsgruß des hoch angesehenen Dichters und Übersetzers wirkt, ehrt das Münchner Haus den Poeten: „Blumen, die ich jedoch niemals näher vor mir gesehen habe, nie wirklicher, vielleicht wegen der drohenden Wolke des Endes, so wie das Licht uns manchmal stärker scheint kurz vor Einbruch der Nacht. Blumen, ganz nah, machen das Ende der Strecke vergessen, wenn der Wanderer endlich begreift: Der Weg, selbst wenn er ihn immer nach Hause führt, führt ihn unausweichlich auch fern und ferner von jedem Haus.“ Zuletzt, 2015, ist bei Hanser ein Spaziergang durch die Jahrzehnte erschienen: „Sonnenflecken, Schattenflecken. Gerettete Aufzeichnungen 1952–2005“. Auch „Notizen aus der Tiefe“ von 2009 gibt einen vielfältigen Überblick, weil darin mehrere Werke enthalten sind. Deutschland und Frankreich wussten gleichermaßen zu schätzen, was Jaccottet für ihre Kunst und Kultur geleistet hatte. Er betreute die Hölderlin-Ausgabe der Bibliothèque de la Pléiade und stieg damit gewissermaßen in den Olymp auf. Und im Gegenzug wurde er mit dem Hölderlin-, dem Schiller-, dem Bienek-Preis geehrt, um nur einige zu nennen.

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