Seit gestern dürfen in Bayern die Museen wieder öffnen. Doch was bedeutet die aktuelle Infektionsschutzverordnung für die Musik- und Sprechtheater? „Wenn wir dürfen, wollen wir natürlich spielen“, sagt etwa Ingrid Trobitz, die stellvertretende Intendantin des Münchner Residenztheaters. Allerdings wolle man erst offene Fragen klären, „bevor wir an unser Publikum herantreten“.
Und offene Fragen gibt es nach dem gestrigen Gespräch der bayerischen Staatsintendanten mit dem Kunstministerium mehr als genug. Zum Beispiel: Was bedeuten stabile Inzidenzwerte? Oder: Welche Abstandsregeln gelten bei welcher Inzidenz im Zuschauerraum? Vor allem natürlich auch: Wie könnte eine Teststrategie vor Bayerns Theatern und Opernhäusern aussehen – und wer bezahlt die Tests? Für Antworten auf diese und andere Fragen wurden die Teilnehmer des Austauschs ans Kreisverwaltungsreferat und das Gesundheitsamt verwiesen. Das gestrige Gespräch war als eine Art Vorbereitungsrunde für diesen Donnerstag geplant. Da konferieren die Theatervertreter mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Bislang sind die Staatstheater offiziell bis Ende des Monats geschlossen. Bereits in der vergangenen Woche hat das städtische Volkstheater mit der Premiere von Shakespeares „Macbeth“ am 26. März eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs angekündigt. Ein Weg, den man sich auch im Residenztheater vorstellen kann: „Unser Ziel ist es, nicht erst ab 1. April zu spielen, sondern bereits für die letzte Märzwoche Vorstellungen im Marstall anzubieten“, erklärt Trobitz.
Das Volkstheater hat derweil Fragen ans Kulturreferat zur Umsetzung der Infektionsschutzverordnung erarbeitet. „Außerdem haben wir Schnelltests bestellt“, sagt Sprecher Frederik Mayet. Auf die Lieferung wartet man an der Brienner Straße allerdings noch. Am Volkstheater überlegt man natürlich auch, wie bei einer Inzidenz von über 50 der Theaterbesuch organisiert werden kann. Wie lange dauert es, die rund 160 Gäste, die pro Vorstellung zugelassen sein werden, im Garten des Hauses zu testen? Wer bezahlt die Schnelltests? Das Publikum? An der „Macbeth“-Premiere am 26. März will man festhalten.
Auch die Bayerische Staatsoper hofft auf einen möglichst baldigen Live-Betrieb. Derzeit wird dort mit dem neuen „Rosenkavalier“ an einem Kernstück des Repertoires geprobt. Barrie Kosky inszeniert, der künftige Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski dirigiert. Bislang soll die Strauss-Oper am 21. März – wieder nur – als Online-Premiere herauskommen. Nun kann man sich am Haus offenbar vorstellen, die Premiere auf den 22. März zu verlegen, dies für eine Vorstellung vor Publikum. Es wäre die Rettungsaktion für eine der wichtigsten Produktionen in der Amtszeit des scheidenden Intendanten Nikolaus Bachler.
Am Gärtnerplatz herrscht noch große Unsicherheit, wie die kommenden Wochen verlaufen sollen und können. „Wir könnten morgen wieder spielen“, sagt Intendant Josef E. Köpplinger. Allerdings seien Dienstpläne zu beachten inklusive der derzeitigen Kurzarbeits-Regelung. Überdies benötige der Kartenverkauf eine gewisse Zeit. „Im besten Fall“ könne nach einer Vorlaufphase von zwei Wochen der Vorhang wieder hochgehen für die erste Vorstellung vor dem so ersehnten Publikum.
Die Münchner Kammerspiele werden wohl nicht vor April öffnen – für den März verweist eine Sprecherin auf den digitalen Spielplan der städtischen Bühne. Wie es im nächsten Monat weitergehen könnte, wollen die Verantwortlichen um die neue Intendantin Barbara Mundel heute diskutieren.