Beethovens „Eroica“ musste es sein

von Redaktion

Die Bamberger Symphoniker – eigentlich Flüchtlinge – feiern ihr 75-jähriges Bestehen

Früher verboten, heute bejubelt: Mit der Symphonie „Eroica“ feiern die Bamberger Symphoniker ihr 75-jähriges Bestehen. Das Werk von Ludwig van Beethoven sollte schon zur Gründung des Orchesters aufgeführt werden, doch die US-amerikanische Militärregierung habe sich kurz nach Kriegsende an dem Heldenstück gestört. „Das war politisch nicht haltbar zu der Zeit“, sagt Intendant Marcus Axt. „Wir haben uns aber dazu entschlossen, das ursprüngliche Programm zu spielen und an die Tradition anzuknüpfen.“ Die „Eroica“ hat fast schon eine schicksalhafte Bedeutung: Es war das letzte Stück, das das Deutsche Philharmonische Orchester in Prag unter Leitung von Joseph Keilberth im April 1945 spielte.

Nach ihrer Vertreibung flüchteten viele Musiker nach Bamberg und wollten mit diesem Werk die Gründung ihres neuen Orchesters begehen. Die Diskussion mit der Militärregierung habe sich so lange hingezogen, dass das Konzert vier Tage verschoben wurde, erzählt der Intendant. Das Orchester musste sich damals fügen. Doch als Keilberth wenige Jahre später als erster Chefdirigent nach Bamberg kam, sei wieder die Symphonie auf dem Programm gestanden. „Es scheint, als hätte er sich die verlorene Kunst zurückgeholt.“

Mehr durch Zufall wurde die Stadt in Oberfranken zur Heimat eines renommierten Orchesters. Axt: „Bamberg war in der Umgebung die einzige Stadt, die den Krieg fast unzerstört überstanden hat. Es gab Wohnraum für Flüchtlinge und eine leer stehende Kirche, die das Orchester für Proben nutzen konnte.“ Die Aufgeschlossenheit der Bamberger für Kultur habe sich schnell herumgesprochen, immer mehr Musiker hätten sich angesiedelt. Fast zwei Drittel spielten früher zusammen in Prag. „Es war kein Haufen zusammengewürfelter Musiker aus aller Herren Länder, die sich erst mal finden müssen, sondern es gab schon einen musikalischen Kern“, berichtet der Intendant. So habe sich das Orchester schnell einen Namen gemacht – sogar als Begleitung des Bundespräsidenten.

Schon bald kooperierten die Bamberger Symphoniker mit dem Bayerischen Rundfunk und nahmen Schallplatten auf. Inzwischen spielte das Orchester fast 7500 Konzerte in 63 Ländern – von Ägypten bis Venezuela. Die geplanten Tourneen zum Jubiläum mit Chefdirigent Jakub Hruša nach Südamerika und Japan fallen wegen der Pandemie aber vorerst aus. Viele Konzerte fänden nun online statt, das Konzert ist in der BR-Mediathek und am 21.  März ab 9 Uhr im Fernsehen zu erleben.  miu

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