Es ist ein Silberstreif. Oder eine Beruhigungspille – ganz, wie man die gestrige Entscheidung der Bayerischen Staatskanzlei werten mag. Sie will ein Modellprojekt für den Kultursektor starten, mit dem mögliche Öffnungen untersucht werden. Dazu sollen bis zu drei Theater-, Konzert- oder Opernhäuser in Landkreisen oder kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 ausgewählt werden. „Unter strengen Schutz- und Hygienemaßnahmen“, wie die Staatskanzlei mitteilt, sollen besonders Corona-Testkonzepte analysiert werden.
Bayern ist damit kein bundesweiter Vorreiter. Der Freistaat möchte nun denselben Weg beschreiten, den Berlin gerade geht. Dort durften am vergangenen Wochenende unter anderem im Berliner Ensemble und in der Berliner Philharmonie Veranstaltungen vor Publikum stattfinden. Voraussetzung war stets ein tagesaktueller Schnelltest. Wer zum Beispiel das Konzert der Philharmoniker mit Kirill Petrenko besuchen wollte, bekam nach Online-Erwerb der Karte eine Teststation in der Stadt zugewiesen. Auch in der Philharmonie selbst wurde getestet. In den dortigen Saal konnten daraufhin 1000 Besucherinnen und Besucher Platz nehmen, im Berliner Ensemble 350.
Welche Institutionen in Bayern nach welchen Kriterien ausgewählt werden, darüber konnten die Entscheidungsträger gestern noch keine Angaben machen. Ein Pilotprojekt ist für Bayern nicht unbedingt Neuland. Bekanntlich wurden im vergangenen Herbst die Münchner Philharmonie, die Bayerische Staatsoper und die Nürnberger Meistersingerhalle ausgewählt, jeweils 500 Tickets durften verkauft werden. Hygiene-, Abstands- und Lüftungskonzept der jeweiligen Häuser wurden untersucht, und dies zusammen mit Experten vom Klinikum rechts der Isar. Auch die Salzburger Festspiele konnten im Sommer 2020 vier Wochen lang unter diesen Voraussetzungen stattfinden. Das jeweilige Ergebnis: Von einem Kulturbesuch geht so gut wie keine Ansteckungsgefahr aus. Die jeweilige Konsequenz: keine. Die bayerischen Pilotprojekte wurden durch den Lockdown im Herbst abgewürgt.
Für die Zeit nach den Osterferien kündigt Bayern die bekannten Lockerungsschritte an. Demnach können Theater, Konzertsäle, Opernhäuser und Kinos bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 geöffnet werden. Liegt die Inzidenz zwischen 50 und 100, ist ein Besuch nur nach negativem Schnelltest möglich.