Das plötzliche Zurücknehmen des Gloria-Schreis am Ende dieses Messe-Abschnitts, die in den Wahnwitz gesteigerte Credo-Fuge, die auskomponierte Wüstenei im Agnus Dei und die verblüffend pointierten Orchesterdetails in diesem Finalteil: Momente (und noch viele mehr) in Beethovens Missa Solemnis, die man so noch nicht gehört hat. René Jacobs knüpft mit dieser Interpretation an seine „Leonoren“-Aufnahme von 2020 an. Diese Deutung von Beethovens Messe wird zum Paradox. Wucht, Furor und Hypervirtuosität: ja. Doch nie ist da Überforcieren inklusive blutender Stimmbänder. Es gibt wohl keine andere Aufnahme, in der musikalisch-strukturelle Analyse so eng verzahnt ist mit Textbewusstsein. Mit dem grandiosen Rias-Kammerchor und dem Freiburger Barockorchester stehen Jacobs dafür bestmögliche Ensembles zur Verfügung. Referenzaufnahme? Das wäre zu harmlos ausgedrückt th