Niemand bringt besser als Pablo Larraín dieses Gefühl auf die Leinwand: nach einem traumatischen Ereignis ankerlos durch die Tage zu treiben. Mit „Ema“ (Wettbewerbsbeitrag in Venedig 2019) ist er nach dem US-Ausflug „Jackie“ zurück in Chile. Eine junge Tänzerin (Mariana Di Girólamo) musste ihren Adoptivsohn aufgeben. Nun hadert sie mit ihrem Mann und Choreografen (Gael Garcá Bernal) höflich über Schuld, rabiat über ihre Kunst. Sie driftet durch Valparaíso, von Affäre zu bisexueller Affäre. Wie jüngst „Suspiria“ und „Climax“ nutzt „Ema“ Tanz, um über Weiblichkeit zu erzählen – mit seelentiefem Ambient, leibhaftem Reggaeton von Nicolas Jaar. Der Film verschreibt sich ganz der frappierenden Radikalität seiner Titelfigur, die alle Hindernisse niederfackelt, insgeheim keineswegs ziellos. Überlässt einem das Urteil: Zelebriert Ema Befreiung oder Egoismus? wil