Die Leinwand mag kleiner sein. Das, was darauf läuft, aber ist großartig.
Für Filmfreunde ist es also trotz allem eine gute Nachricht, dass sich die Organisatoren des Dok.Fests München dazu entschieden haben, ihr Dokumentarfilmfestival heuer einzig online stattfinden zu lassen. Sie wissen ja schon, wie es sich anfühlt: Festival-Chef Daniel Sponsel und sein Team hatten bereits 2020 aufgrund der Corona-Pandemie den digitalen Weg gewählt (wir berichteten). „Das ist vielleicht die schönste Erfahrung, die wir gemacht haben: Die Leute sind bereit, für hochwertige Dokumentarfilme auch daheim zu zahlen“, resümierte Sponsel nach 18 überaus erfolgreichen Festival-Tagen.
Von überall auf der Welt schalteten sich neue Zuschauer zu, die selbst in Pandemie-freien Zeiten sonst nicht die Reise nach München angetreten hätten. Heuer können sie das sogar über einen noch größeren Zeitraum tun: Vom 5. bis 23. Mai, eine Woche länger als bei den 35 Festivals zuvor, können sich Dokumentarfilmfreunde 130 der besten internationalen Werke des Jahres auf den Bildschirm holen. Gefördert wird die Online-Bühne mit mehr als 350 000 Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales.
Damit kommt nicht nur die Welt nach München – sondern München bringt über die Filme die Welt in jedes Wohnzimmer. Das ist, was Dokumentarfilmen im besten Falle gelingt: Sie schaffen teils intime Einblicke in Bereiche, die uns sonst verschlossen bleiben.
2021 ist beispielsweise vieles aus Kanada, dem diesjährigen Gastland, dabei. Unter dem Motto Dok.Fest München @home soll das Publikum laut Daniel Sponsel „die kanadische Gesellschaft abseits politischer Schlagzeilen erleben“. Garniert wird alles mit zahlreichen Filmgesprächen und einem kunterbunten Rahmenprogramm.
Es mag auch im Mai noch Reisebeschränkungen geben – Filme aber überwinden dank moderner Technik jede Grenze. KATJA KRAFT