„Ist ja niemand da – und Schlangen gibt es auch keine“, beschwert sich Bariton Michael Nagy auf der Bühne des leeren Nationaltheaters, nachdem er mit seinen drei Mitsängern und Mitsängerinnen Mozarts „Zauberflöte“ hat anklingen lassen. „So habe ich keinen Bock. Ich gehe lieber in den Tierpark!“
Gesagt, getan. Zusammen mit Mirjam Mesak, Yajie Zhang, Milan Siljanov und der Akkordeonistin Daniela Huber findet sich der Solist bei herrlichem Sonnenschein im Zoo wieder. Wie es sich gehört, starten sie bei den Flamingos und schmettern zum Pfeifen, Planschen, Flattern und Tirilieren der unterschiedlichen Vögel zuerst einmal einen Kinderhit nach dem anderen: Von „Alle Vögel sind schon da“ über „Wenn ich ein Vöglein wär“ bis hin zur „Vogelhochzeit“ lädt jedes Lied nicht nur das Federvieh in der Voliere, auf den Wasserläufen und Teichen zum Mitzwitschern beziehungsweise -singen ein.
Das liegt neben der herrlichen Kulisse des Tierparks, den große und kleine Münchner monatelang schmerzlich vermisst haben, vor allem an den vier Sängerinnen und Sängern, die – in Parka und Pulli – mit so viel Begeisterung und Spielfreude durch den Zoo spazieren, tanzen und springen, dass es den Zuschauer selbst kaum auf dem Sofa hält.
Und auch die Tiere machen mit: Während sich Elefantenbaby Otto zum Dickhäuter-Klassiker „Was müssen das für Bäume sein?“ genüsslich im Dreck wälzt, hämmern die Gorillas zu „Die Affen rasen durch den Wald“ begeistert an die Glasscheiben. Pinguine lauschen anscheinend interessiert dem „Pitsch-Patsch-Pinguin“-Song, und Ziegen begrüßen den Besuch aus der Staatsoper neugierig meckernd in ihrem Streichelzoo-Gehege. Dass er nicht nur wunderschön singen, sondern durchaus auch beeindruckend sprechen kann, beweist Michael Nagy, indem er zwischendurch zusätzlich Gedichte von Ringelnatz, Keller, Morgenstern und Claudius präsentiert.
Ein lebendiges Bilderbuch, herrlich illustriert und mit all den Kindheitsklassikern ganzer Generationen akustisch genussvoll untermalt, hat sich die Staatsoper als Auftakt der Reihe „Montagsstück für Kinder“ ausgedacht. Dieses filmische Konzert macht nicht nur große Lust auf mehr, sondern stillt ein kleines bisschen die Sehnsucht nach gleich zwei Dingen, die die Menschen durch Corona gerade extrem vermissen: die Kultur und Ausflüge wie den in den Tierpark Hellabrunn.
Letzteren verlassen die vier Sänger und Sängerinnen samt ihrer Akkordeonistin schließlich wieder bei den Flamingos, die das letzte Wort haben: Ihr entspanntes Schnattern, mit dem sie sich die Abendsonne auf die rosa Federn und die nassen Füße scheinen lassen, beendet das Zoo-Konzert und damit ein tierisches Spektakel, das mit seinen lustigen Statisten, den tollen Solisten und der herrlich gut gelaunten Stimmung ein echter Genuss war.
Das „Montagsstück für Kinder: Töröööö“
ist bis 6. Mai kostenlos online unter www.staatsoper.tv abrufbar.