Zwischen Applaus und Abscheu

von Redaktion

Unter dem Motto „Alles dicht machen“ kritisieren 53 Schauspieler die deutsche Corona-Politik

VON KATRIN BASARAN

Deutschland diskutiert über seine Schauspieler: 53 Prominente von Jan Josef Liefers und Ulrich Tukur über Heike Makatsch und Moritz Bleibtreu bis hin zu Ulrike Folkerts und Volker Bruch haben in ironisch-satirischen Videoclips die Maßnahmen der Regierung in der Corona-Krise, aber auch die Medien zum Teil heftig kritisiert. Ihre Aktion unter dem Motto „Alles dicht machen“ polarisiert – es gibt Zustimmung ebenso wie Ablehnung. Die jeweils rund eine Minute langen Filmchen wurden am späten Donnerstagabend nahezu zeitgleich auf Youtube und bei Instagram unter dem Hashtag #allesdichtmachen hochgeladen. Eine Auswahl der Äußerungen – und die Kritik daran – haben wir auf dieser Seite zusammengestellt.

Im Laufe des Freitags lieferten sich Unterstützer und Kritiker der Aktion teilweise heftige Auseinandersetzungen, vor allem in den Sozialen Netzwerken. So forderte etwa Garrelt Duin (SPD), Mitglied im Rundfunkrat des WDR, die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender müssten sich von beteiligten Stars, darunter viele „Tatort“-Kommissare, trennen. Nach einem Shitstorm löschte der 53-Jährige seinen Tweet kurze Zeit später wieder. Beifall für die Aktion gab es etwa von Alice Weidel, AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag. Der umstrittene Ex-Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, urteilte: „Großartig.“ Die Politikerin Marina Weisband (Grüne) hielt den Schauspielern dagegen vor: Es gebe sehr wohl eine kritische Auseinandersetzung mit der Corona-Politik, „auch in Zeitungen und Medien: Habt Ihr sie vielleicht nicht gelesen?“

Die Schauspielerin Heike Makatsch löschte noch in der Nacht auf Freitag ihren Film, in dem sie dafür plädierte, trotz anhaltenden Klingelns an der Haustür „nicht mehr aufzumachen“ – aus Angst vor Ansteckung. Auch Jan Josef Liefers veröffentlichte am Freitag via Twitter eine Klarstellung: Er setze sich „kritisch mit den Entscheidungen meiner Regierung zu SarsCoV2 und Covid-19 auseinander“. Eine Nähe zu Querdenkern, AfD, Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern und Corona-Ignoranten weise er aber zurück. Sein Kollege Kostja Ullmann zog seinen Beitrag zurück und bat auf Twitter „alle, die sich verletzt fühlen, um Entschuldigung“.

Die Website www.allesdichtmachen.de war am Freitag heillos überlastet. Verantwortlich für die Aktion ist die Münchner Firma von Bernd K. Wunder. In einer Stellungnahme, die unserer Zeitung vorliegt, heißt es: „Weder leugnen wir Corona, noch stellen wir die Gefahr, die von der Krankheit ausgeht, in Abrede.“ Man halte es aber für erforderlich, den Umgang mit der Krankheit und die daraus abgeleiteten Maßnahmen immer wieder öffentlich zu diskutieren. „Unsere Kampagne hat dabei bewusst die Stilmittel der Übertreibung, der Satire, der Ironie und der Zuspitzung gewählt, um Gedankenanstöße zu geben, den Diskussionsraum wieder zu öffnen und andere Meinungen zu hören.“ Derweil hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Initiatoren zum Gespräch eingeladen.

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