Die Arbeit ist mit voller Kraft weitergegangen. Auch wenn die Pinakotheken, Zweiggalerien in Bayern und das Museum Brandhorst geschlossen waren. Diese Nachricht ist Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die wichtigste; nun verkündet bei der Jahrespressekonferenz (online). Man hat Besucher verloren – Pinakothek der Moderne: 331 114 Besucher im Jahr 2019, 132 864 im Jahr 2020, digital neue bis Tel Aviv gewonnen und die Liebe der Bayern gespürt, wenn denn offen war. „Steuerzahler und Staat“ hätten mit einer Ausgleichszahlung dafür gesorgt, dass man 2021 nicht mit einem Defizit begann, so Maaz. „Wir mussten niemanden entlassen und kein Werk verkaufen oder versteigern lassen.“ Aber: Man müsse sich „anpassen“.
Trotzdem wird es Sonderausstellungen geben. Oliver Kase, Experte in der Pinakothek der Moderne für Klassische Moderne, freut sich darauf, „dass das Museum das vertraute Terrain verlässt“. Dazu zählt, dass im Rahmen des Dance-Festivals Tanztheater in der Rotunde unter Anish Kapoors Monster-Ballon stattfindet. Richard Siegals Werk „New Ocean Sea Cycle“ ist am 16. Mai auf Arte zu sehen. Mit „Look at this“ soll Kurator Folakunle Oshun aus Lagos auf unser Museum schauen, auf das, was wir sonst nicht wahrnehmen (17. Juni bis 19. September). Wortwörtlich nach draußen geht die Joseph-Beuys-Aktion „Ich strahle aus“ anlässlich seines 100. Geburtstags am 12. Mai. Zehn seiner Arbeiten werden in sieben Münchner Orte implantiert, ob Kino oder Büro (25. Juni bis 10. Oktober). Im Spätherbst folgt die Schau zu Shirin Neshats Fotoporträt-Kalligrafie-Serie „Land of Dreams“, bei der sie Orient und Okzident einander überlagern lässt (16. November 2021 bis 24. April 2022). Und das Museum Brandhorst richtet der Bildhauerin Alexandra Bircken, die vom Modedesign kommt, eine Exposition aus (28. Juli bis 1. Januar 2022).
Die großen Knaller kommen 2022, darauf weist Kase darüber hinaus hin. Die Pinakothek der Moderne wird 20 Jahre alt – und alle Kuratoren der Sammlung Moderner Kunst werden auf 3000 Quadratmetern mit dem gesamten Kunstfundus auf den Putz hauen. Ab Winter 2022 gibt es obendrein eine imposante Präsentation zum Thema Abschied und Reise bei Max Beckmann. Man ringt derzeit um 100 hochkarätige Leihgaben.
Generaldirektor Maaz berichtet noch, dass die Baustellenvorbereitung für die Sanierung der Neuen Pinakothek bald losgehe, die Frage nach den Ausweichquartieren für Büros und Werkstätten indes offen sei. Derweil blühen Forschung, Zusammenarbeit und Vermittlung. Unfassbar ist die Leistung des Doerner-Instituts (Restaurierung, Kunsttechnologie), wenn Chefin Eva Ortner Zahlen purzeln lässt. Mal müssen 390 französische Gemälde vom 15. bis zum 18. Jahrhundert untersucht und, wenn nötig, geheilt werden. Mal 210 venezianische, mal 275 für die Staatsgalerie Aschaffenburg oder 45 von Emil Nolde. Genauso staunenswert ist der Ausstoß an Büchern, etwa über Skulpturen, die Ludwig I. gesammelt hat, oder den geheimnisvollen Jacobus Vrel. Am Ende bleibt, mit Kunstminister Bernd Sibler „zu hoffen, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen den Museen eine Perspektive geben können“.