Eine Totenglocke. Dann singt John Lennon zum Klavier: „Mother, you had me, but I never had you.“ Im Laufe des Songs fleht – und am Ende brüllt – der bekannteste Rocksänger der Welt seine Eltern an: Mama, geh’ nicht, Papa, komm’ heim! Seine Mutter hatte ihn als Kind erst weggegeben und war dann bei einem Unfall gestorben, sein Vater trieb sich in aller Herren Länder herum. „Mother“ ist nicht nur im Erscheinungsjahr 1970 eine brutale Eröffnung für eine Pop-Schallplatte. Lennon leidet – und er lässt uns teilhaben. Was danach kommt auf „Plastic Ono Band“, nimmt den Hörer kaum weniger mit: „Isolation“, „Working Class Hero“, „God“ und zuletzt das Kinderlied „My Mummy’s dead“ sind bis auf die Knochen reduzierte, ehrliche und doch eingängige Ansagen. Um vom Heroin wegzukommen und seine Traumata loszuwerden, hatte Lennon sich einer Urschrei-Therapie unterzogen. Er brach sie ab, machte lieber diese Platte. Ein Monument des Schmerzes – jetzt in verschiedenen Versionen wieder zu bestaunen. lö