Es erscheint fast absurd, dass die zweite Großdemo der Initiative „Aufstehen für die Kultur“ ausgerechnet an dem Tag stattfand, an dem Münchens Theater nach Monaten endlich ihre Tore öffnen durften. Dies ist zwar auch für Organisatorin Veronika Stross ein positives Zeichen. Überbordenden Optimismus suchte man aber dennoch vergebens. Aus den meisten Reden klang vor allem eines durch, Frust! Über verspätete oder abgelehnte Staatshilfen, mangelnden Dialog zwischen Politik und Kunst und die „vielen hohlen Phrasen“, mit denen für Moderator Ecco Meineke „40 Jahre eines Künstlerlebens mal einfach so entwertet werden“.
Nicht ausgespart wurde auch die Spaltung der Kulturszene nach der Aktion #allesdichtmachen, die von den Anwesenden unterschiedlich betrachtet wird, wie Meineke nach vereinzelten Solidaritätsbekundungen für den umstrittenen Hashtag betonte. Umso wichtiger, dass man sich nun bemühte, internen Grabenkämpfen entgegenzuwirken, um gemeinsam zu kämpfen. So waren auch Christian Gerhaher und Hansjörg Albrecht als Vertreter der Gruppe „Aufstehen für die Kunst“ anwesend. Sie betonten erneut, dass es ihnen mit ihrer Klage für die Öffnung des Kulturbetriebs nie darum ging, „sich irgendwelche Vorteile zu erschleichen, sondern darum, die Benachteiligung der Kultur endlich zu beenden.“ Hart angegangen wurde vor allem Staatsminister Bernd Sibler, der unter zurückhaltendem Applaus und vereinzelten Buhs versuchte, Schönwetter herbeizureden. Eine Antwort schuldig blieb er aber – auf die abschließende Frage von Albrecht: „Wo würde die deutsche Wirtschaft heute stehen, wären in den vergangenen Monaten die Kunstminister für sie verantwortlich gewesen?“