Als eine „Geburt der Gegenwart“ bezeichnet der Islamwissenschaftler und Schriftsteller Stefan Weidner in seinem Essay-artig angelegten Buch „Ground Zero“ die Attentate des 11. September 2001. Die Welt habe damals versäumt, eine neue Ordnung zu finden, „in der die Nationen der Welt, Ost und West, Nord und Süd gedeihen und in Harmonie leben können“, wie es sich George Bush noch nach dem Mauerfall 1989 wünschte. Stattdessen habe sich, so Weidners Auffassung, die Weltpolitik weit nach rechts verschoben, hin zu Neoliberalismus und Fremdenfeindlichkeit, alles unter dem Etikett der Terrorbekämpfung. Weidner ist ein profunder Kenner der Materie und erklärt sehr gut die komplexen Zusammenhänge, die ein Erstarken des politischen Islams erst ermöglichten. Man muss die mitunter etwas ausschweifende Analysen nicht komplett teilen. Wert, darüber zu diskutieren, sind sie aber unbedingt. ulf