Glückstag

von Redaktion

Neustart der Münchner Philharmoniker

VON ANNA SCHÜRMER

Freitag, der 21. – ein Glückstag: Das erste öffentliche Konzert der Münchner Philharmoniker seit dem Lockdown. Der Anfang vom Ende des nicht-präsenten Zeitalters, hoffentlich. Und auch wenn Valery Gergiev (Foto: mphil) in seiner Begrüßung die neue Isarphilharmonie mit Vorschusslorbeeren dekoriert, ist der gute alte Gasteig an diesem Abend der schönste Konzertort, den man sich nur vorstellen kann.

Eigentlich ist es auch egal, was auf dem Programm steht: Hauptsache Musik, live, im Beisein von anderen Menschen, mit Raum-Atmosphäre, in Präsenz! Was das ausgewählte Repertoire keinesfalls abwerten soll – denn Schumanns Konzertstück für vier Hörner, gespielt von drei orchestereigenen Solistinnen und einem Solisten, ist ein besonderes, oder wie der Komponist schrieb „curioses“ Stück Musik. Ganz zu Beginn ächzt der vielstimmige Orchesterapparat noch wie eine lange stillgestandene Maschine, kommt aber immer geschmeidiger in Gang und spielt sich frei – während das am rechten Bühnenrand platzierte Hornquartett lyrisch-kämpferische Fanale setzt: voller Optimismus, aber auch mit Raum zur Besinnung.

Eine Pause gibt es nicht, was das konzentrierte Konzerterlebnis vielleicht sogar noch steigert. Dafür geht es nach kurzem Umbau weiter mit Schuberts „Großer“ Symphonie in C-Dur. Gergiev dirigiert seine Philharmoniker mit viel Geduld und akzentuiertem Feingefühl durch die breit angelegte Partitur: Gut Ding will Weile haben – das gilt für die Musik wie für die Bewältigung der Pandemie. Und tatsächlich findet sich im zweiten Satz eine Parabel des realen Ausnahmezustands, die Hoffnung auf ein Happy End macht: die quälende Generalpause, welche die zuvor sprudelnde Musik gnadenlos abbricht – aus der aber eine zarte Melodie anhebt, die langsam neue Energien freisetzt und schließlich im jubilierenden Finale mündet. Definitiv: Freitag, der 21., ist ein Glückstag.

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